Bregenz - "Kein ausreichendes öffentliches Interesse" für den Bau der umstrittenen Schnellstraßenverbindung zwischen der Rheintal-und der Schweizer Autobahn, der S18, sieht Vorarlbergs Naturschutzanwältin Katharina Lins: Beide verkehrstechnischen Gutachten im Natur- und Landschaftsschutzverfahren ließen Zweifel an der Zweckmäßigkeit des Projekts aufkommen. Auch sei, so Lins, die Prüfung landschaftsverträglicherer Alternativen bisher ausständig. Abgelehnt wird der Trassenvorschlag auch von vier der sieben Anrainergemeinden. Zu den vehementen Befürwortern der Schnellstraße durch die geschützte Riedlandschaft zählt die Industriellenvereinigung. Weil, so deren Präsident Fritz Zumtobel, "die Industrie eine leistungsfähige Verbindung zwischen den Autobahnen in der Schweiz und in Vorarlberg braucht". S18 oder Kollaps Zumtobel warnt davor, die Interessen der Wirtschaft zu ignorieren, weil die Alternative zur S18 ein vollständiger Verkehrskollaps auf den bestehenden Strecken sei. Eine weitere Verzögerung des Schnellstraßenbaus - über die S18 wird seit drei Jahrzehnten diskutiert - würde, so befürchtet die Industriellenvereinigung, "die Vorarlberger Wirtschaft um etliche Jahre zurückwerfen". Während über die S18 noch gestritten wird, wird die zweite Röhre des Ambergtunnels bei Feldkirch realisiert. Auch dieser Ausbau hatte laut Landesstatthalter Hubert Gorbach (FP) "eine lange Vorlaufzeit". Denn das erste Projekt wurde bereits 1976 diskutiert. Mit den Ausbrucharbeiten, die 17 Monate dauern werden, soll im Juni oder Juli begonnen werden. Befahrbar wird die 650 Millionen Schilling (47 Millionen Euro) teure "Oströhre" voraussichtlich im Oktober 2003 sein. Ein Jahr später soll dann die "Weströhre" saniert werden - mit einem Kostenaufwand von circa 100 Millionen Schilling (7,3 Millionen Euro). 22.000 Fahrzeuge, an Spitzentagen 38.000, fahren täglich durch den Autobahntunnel. Damit ist der Ambergtunnel laut Straßenbauabteilung österreichweit der höchstfrequentierte Gegenverkehrstunnel. Aus Sicherheitsgründen sei ein Ausbau, so Gorbach, dringend nötig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 5. 2001, jub)