Akademgorodok/Sibirien - In Sibirien entsteht eine neue Software-Hochburg. Wie das Magazin Konr@d in seiner Oktober-Ausgabe berichtet, hat in Akademgorodok (deutsch: akademisches Städtchen) eine handvoll Software-Experten ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. In den vergangenen Jahren haben sich 40 bis 50 Computer- und Softwarefirmen angesiedelt, die insgesamt 1.500 Mitarbeiter beschäftigen. Früher hatte die sowjetische Regierung alles was Rang, Namen und Talent hatte nach Akademgorodok in der Nähe von Novosibirsk gelockt - mit Forschungsmitteln und Lebensbedingungen, von denen die meisten Russen nur träumen konnten. Inzwischen verfällt das Städtchen zusehends, die Fassaden halten dem Wetter zum Teil nur noch notdürftig stand. Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 fließt kaum noch Geld aus der Rüstungsindustrie oder von der Raumfahrtbehörde. Ein Direktor bei einer Software-Firma verdient als staatlicher Angestellter etwa acht Dollar im Monat, als Chef eines Wirtschaftsunternehmens etwa 500 Dollar. Viele Experten sind deswegen ins boomende Israel oder zu Microsoft abgewandert. Die meisten hier haben schon Abwerbungs-Mail von Microsoft erhalten. Andrei Chapugin, Chef der Firma XDS http://www.xds.ru , war schon zweimal im kalifornischen Silicon Valley. Sein Kommentar: "Jeder scheint dort nur dem Geld hinterherzujagen, jeder ist des anderen Konkurrent. Bei uns ist es einfach wärmer für die Seele." (pte)