Spielberg - David Coulthard bleibt hartnäckigster Verfolger Michael Schumachers in der Formel-1-WM, der Schotte im McLaren-Mercedes schlich sich gestern vom siebten Startplatz aus zum Sieg beim GP von Österreich, dem sechsten von 17 WM-Rennen. Ferrari-Rennleiter Jean Todt lag die letzten drei Runden lang dem zweitplatzierten Rubens Barrichello via Boxenfunk im Ohr, immer aufgeregter, der Brasilianer machte es spannend, ließ Michael Schumacher erst eingangs der Zielgeraden stallordergemäß vorbei und erzählte dann auch genüsslich, dass dem so war. Gegen den viertplatzierten Sauber-Fahrer Kimi Räikkönen hat BAR-Honda Protest eingelegt, der Finne soll Oliver Panis bei gelber Flagge überholt haben, die Rennkommissäre bestätigten aber das Ergebnis. BAR wird berufen. In der WM führt Michael Schumacher (42 Punkte) vor David Coulthard (38) und Rubens Barrichello (18). Bei den Konstrukteuren liegt Ferrari (60) vor McLaren-Mercedes (42) und BMW-Williams (18). David Coulthard hat von Bundeskanzler Schüssel einen schönen Pokal bekommen, den obligatorischen Schampus bei der Siegerehrung verweigerte er allerdings. Paul Morgan, Managing-Direktor bei Ilmor, wo die Formel-1-Motoren von Mercedes produziert werden, ist am Samstag bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, dem McLaren-Team war nicht zum Jubeln zumute. Es war angerichtet. Der Asphalt hatte 31 Grad, die Luft 19, und die erste Kurve, die Remus, harrte der Dinge: Ralf Schumacher und dessen Traktionskontrolle tricksten Pole-Position-Mann Michael Schumacher aus ("Das System hat nicht funktioniert"), umkurvten den Weltmeister, kollisionsfrei bogen sie um die erste Ecke, Juan Pablo Montoya, der in der ersten Reihe neben dem Weltmeister und innen gestanden war, vor Ralf und Michael Schumacher. Doch nicht alle 22 bogen, vier kamen gar nicht vom Fleck weg, die beiden Jordan-Honda von Heinz-Harald Frentzen und Jarno Trulli, der Red-Bull-Sauber von Nick Heidfeld und der McLaren-Mercedes von Mika Häkkinen - also Safety-Car-Phase. Frentzens Wagen verweigerte endgültig, Häkkinen ging mit drei Runden Verspätung doch noch auf die Reise, um nach nur einer Runde gesättigt in die Garage zu fahren. Es ist nicht gerade ein gutes Jahr für den zweifachen Weltmeister, zuletzt in Barcelona war er in Führung liegend in der letzten Runde ausgeschieden. Trulli fuhr auch nicht allzu lang spazieren, Grund seines Ausscheidens war ein Verkehrsdelikt, er übersah die rote Ampel bei der Boxenausfahrt, das zieht die schwarze Flagge nach sich. Glimpflicher kam Jacques Villeneuve (BAR-Honda) davon, nämlich mit einer zehnsekündigen Stop-and-Go-Strafe fürs Überschreiten des Tempolimits in der Boxenstraße. Kampf im Kies So nach zehn Runden machte der BMW-Williams von Ralf Schumacher (Bremsprobleme) schlapp, Bruder Michael ritt Attacken auf Montoya. Der wehrte sich wacker, wählte die Kampflinie, kämpfte sich in der Remus ins Kiesbett, Schumachers Ausflug über den Rasenstreifen war kürzer, die beiden tauschten die Plätze, allerdings glühte indessen ein Quintett mit Rubens Barrichello an der Spitze an den Streithanseln vorbei. Schumacher kämpfte sich nach vorn, und Montoyas Williams sollte in der 41. von 71 Runden den Geist aufgeben (Hydraulik kaputt). Schumacher nach dem Rennen: "Ich mag ja solche Rennsituationen, aber das war zwar nicht unfair, aber dumm von Montoya. Er wollte mich einfach mit ins Kiesbett nehmen." Am Ende entschieden die Stallregie und das zeitraubende Duell Schumachers mit Montoya. Auf der Piste führte Coulthard vor Barrichello und Schumacher. Und in der gestürzten Reihenfolge absolvierten sie ihr Service. Coulthard blieb länger draußen, schaffte in dieser Zeit eine Serie von schnellen Runden, und da seine Mechaniker genauso gut arbeiteten wie jene Ferraris, kam er auch als Führender auf die Piste zurück und ließ nichts mehr anbrennen. "Es war super. Vor allem, weil ich gewonnen habe." (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 5. 2001) Endstand des Österreich-GP nach 71 Runden: 1. David Coulthard (GBR) McLaren-Mercedes 1:27:45,927 Std. (Schnitt: 209,977 km/h) 2. Michael Schumacher (GER) Ferrari + 2,191 Sek 3. Rubens Barrichello (BRA) Ferrari 2,528 4. Kimi Räikkönen (FIN) Sauber-Petronas 41,594 5. Olivier Panis (FRA) BAR-Honda 53,776 6. Jos Verstappen (NED) Arrows-Asiatech 1 Runde 7. Eddie Irvine (GBR) Jaguar 1 Runde 8. Jacques Villeneuve (CAN) BAR-Honda 1 Runde 9. Nick Heidfeld (GER) Sauber-Petronas 2 Runden 10. Jean Alesi (FRA) Prost-Acer 2 Runden 11. Luciano Burti (BRA) Prost-Acer 2 Runden Ausgeschieden: Enrique Bernoldi (BRA) Arrows-Asiatech, Fernando Alonso (ESP) European-Minardi, Giancarlo Fisichella (ITA) Benetton-Renault, Heinz-Harald Frentzen (GER) Jordan-Honda, Jarno Trulli (ITA) Jordan-Honda, Jenson Button (GBR) Benetton-Renault, Juan Pablo Montoya (COL) Williams-BMW, Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes, Pedro de la Rosa (ESP) Jaguar, Ralf Schumacher (GER) Williams-BMW, Tarso Marques (BRA) European-Minardi Schnellste Runde: David Coulthard (GBR) 1:10,843 Min. (48. Runde) (Schnitt: 219,832 km/h) WM-Stand - Fahrerwertung: 1. Michael Schumacher (GER) Ferrari 42 Punkte 2. David Coulthard (GBR) McLaren-Mercedes 38 3. Rubens Barrichello (BRA) Ferrari 18 4. Ralf Schumacher (GER) Williams-BMW 12 5. Nick Heidfeld (GER) Sauber-Petronas 8 6. Jarno Trulli (ITA) Jordan-Honda 7 7. Juan Pablo Montoya (COL) Williams-BMW 6 8. Heinz-Harald Frentzen (GER) Jordan-Honda 6 9. Olivier Panis (FRA) BAR-Honda 5 10. Jacques Villeneuve (CAN) BAR-Honda 4 11. Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes 4 . Kimi Räikkönen (FIN) Sauber-Petronas 4 13. Giancarlo Fisichella (ITA) Benetton-Renault 1 . Jos Verstappen (NED) Arrows-Asiatech 1 Konstrukteurs-WM: 1. Ferrari 60 2. McLaren-Mercedes 42 3. Williams-BMW 18 4. Jordan-Honda 13 5. Sauber-Petronas 12 6. BAR-Honda 9 7. Arrows-Asiatech 1 . Benetton-Renault 1 Nächstes Rennen: 27. Mai Grand Prix von Monaco in Monte Carlo