Ist die Götterdämmerung des klassischen Marketing angebrochen? Manche Fachleute beginnen zu ahnen, dass mit traditioneller Werbung allein bald nicht mehr der angestrebte Absatz erzielbar sein wird. Manche halten gerade in der Krise an den herkömmlichen Methoden fest und meinen, dass man sie nur konsequent genug anwenden muss und manche praktizieren bereits, was man vielleicht Meta-Marketing nennen könnte: Marketing nach der Devise “Bette deine Marke in eine öffentliches Ritual - Diskurs sagt man heute dazu - und sieh zu, dass sie in diesem öffentlichen Raum eine beherrschende Stellung einnimmt.” Der Hintergrund dieser Entwicklung sind handfeste gesellschaftliche Veränderungen auf der Ebene der Individuen. Life-Service ist gefragt bei der permanenten Neuinszenierung von Identität. Dazu stehen in der neuesten Nummer von “zum Thema” kompetente Leute Rede und Antwort. Wieso glauben wir, dass unser aller Zukunft “das Netz” sein wird? Weil man es uns pausenlos einhämmert. Wir lesen es in den Zeitungen und Zeitschriften, wir lassen es uns im Fernsehen erzählen und nicht zuletzt lesen wir es im Internet selbst, beim Surfen. Ist das also eine besonders perfide Art, uns etwas einzutrichtern, von dem schließlich zum großen Teil Unternehmen wie Microsoft, Cisco, Netscape, Wired und wie sie alle heißen profitieren? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch bloß die Reaktion darauf, wie wir unser Leben sehen. Täglich müssen neue Geschichten erfunden werden, damit wir uns selbst neu erfinden können. Michael J. Wolf, ( http://www.zum-thema.com/archiv/dasslf1.html ) Medienchef bei Booz-Allen & Hamilton meint, daß nur der gewinnen wird, der ständig neue Geschichten erzählen kann, die für die Menschen relevant sind, und darauf kommt es. Diese Geschichten müssen etwas mit den Menschen selbst zu tun haben, mit unserem Bestreben, immer neue Ichs aufzubauen, immer neue Wege zu gehen. Wenn dem so ist, wenn man uns am richtigen Fuß erwischt, kann man uns fast alles reindrücken. Reinhold Rapp, ( http://www.zum-thema.com/archiv/Rapp1.html ) Geschäftsführer der Customer Relationship Marketing CRM in München, meint diese Art des Marketing, wenn er von Relationship Marketing spricht: ein Marketing, das die Kunden bei ihren ureigensten Bedürfnissen ernst nimmt. Das heißt eben auch, sie individuell wahrzunehmen. Wir - die Babyboomer Generation - stehen nicht mehr drauf, als statische Zielgruppe angesprochen zu werden, weil wir uns ständig in Bewegung befinden. Bis die Daten bei den richtigen Leuten sind, sind wir schon woanders. Deshalb legen wir Wert darauf, dass man sich um uns individuell kümmert. Auch wenn wir dafür das letzte Hemd ausziehen müssen - bildlich gesprochen, denn ihren Preis hat diese Sonderbehandlung allemal. Das Netz erfährt mehr von uns, als vielen lieb ist. “Erlebnis-Ökonomie” oder “Experience Economy” Was beim Marketing anders werden muss, sind also weniger die Produkte als deren “soziale Verpackung”. Nichts anderes ist die “Erlebnis-Ökonomie” oder “Experience Economy”, von der die Unternehmer James Gilmore und Joseph Pine ( http://www.zum-thema.com/archiv/Pine1.html ) schwärmen. Schafft man es, uns Erlebnisse zu verkaufen, die in unsere Selbstinszenierung passen, ist alles Übrige nur noch ein Kinderspiel. Souvenirs nimmt jeder gerne mit. Wie sonst soll man sich erinnern? Interessant wird das Meta-Marketing auch für die Manager. Der chinesische Fluch “Mögest du in interessanten Zeiten leben” könnte für sie ohne weiteres zutreffen. Denn die Hierarchien werden zu bröckeln beginnen und übrig bleiben werden Manager, die Mediatoren, Vermittler spielen. So zumindest die Vision des Soziologen und Unternehmensberaters Bernd Kießling, der sich ein Kundenforum vorstellt ( http://www.zum-thema.com/archiv/Kiessling1.html ) Diese Entwicklung ist eine vorhergesagte, und trotzdem trifft sie die Menschen wie ein Keulenschlag, wenn sie wirklich da ist. Vielleicht betreibt “zum Thema” ja auch Meta-Meta-Marketing? (zum Thema)