Wien - Der Streit zwischen den Trafikanten und der Post geht um die zusammengestrichenen Gewinnspannen bei Briefmarken geht in die nächste Runde: Das Bundesgremium der Trafikanten hat das Kartellgericht angerufen. Dieses soll nun entscheiden, ob die einseitig verordnete Provisionskürzung von sieben auf nunmehr zwei Prozent ein Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung ist.

Bis 1. Mai durften die Trafikanten beim Verkauf einer Sieben-Schilling-Marke noch 49 Groschen behalten. Jetzt sind es nur mehr 14 Groschen. Über die Reduktion wurde mit den Trafikanten zwar gesprochen, aber nicht verhandelt, heißt es in der Wirtschaftskammer. Laut internen Quellen erspart sich die Post dadurch 35 Mio. S, offiziell werden aber keine Zahlen genannt. Gesamtumsatz mit Marken: geschätzte zwei Mrd. S jährlich, davon 660 Mio. S über die so genannten "Verschleißstellen".

"Die 72-prozentige Spannenreduktion ist für die Trafikanten unzumutbar", so Bundesgremialvorsteher Peter Trinkl. Wolfgang Punz von der beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Alix Frank argumentiert, dass die Post einerseits unangemessene Einkaufspreise erzwinge. Andererseits schade diese Handlungsweise auch den Verbrauchern, da einige Trafikanten den Verkauf der Postwertzeichen einstellen würden.

Verkaufsstopp

1600 Trafikanten aus Wien und Niederösterreich haben in einer Umfrage der Wirtschaftskammer angegeben, Briefmarken künftig nicht mehr zu verkaufen. Wie viele Ernst machen werden, ist offen. Post-Sprecher Michael Homola sagt im STANDARD-Gespräch, man rechne "mit dem einen oder anderen", der aufhört, Briefmarken zu "verschleißen". Die Kartellgerichtsklage selbst kommentiert er nicht, aber: "Kein Trafikant muss Briefmarken verkaufen, die Vereinbarung kann jederzeit gekündigt werden." Die 2300 Postämter würden gewährleisten, dass die Verbraucher versorgt werden. Existenzgefährdend für Trafikanten sei die Spannenreduktion nicht, da der Umsatzanteil der Briefmarken maximal ein Prozent erreiche. Das Bundesgremium spricht von maximal zwei Prozent, weist aber darauf hin, dass die Österreicher gewohnt seien, Briefmarken in Trafiken zu kaufen. Dies nütze einerseits der Nahversorgung, andererseits seien Briefmarken wichtige Frequenzbringer gewesen. (szem/ung/APA, Der Standard, Printausgabe, 15.05.2001)