Graz - Der Schock nach der verspielten Europacup-Qualifikation von Sturm Graz saß tief. Nach einer schlaflosen Nacht und dem Gedanken an den Rücktritt, den er noch nach dem Match kategorisch ausgeschlossen hatte, schritt Präsident Hannes Kartnig am Freitag Vormittag wieder zur Tat und kündigte den intensiven Umbau der Mannschaft mit einem Budget von 97 Mio. Schilling an. Den bereits eingeleiteten Umbau wird Ivica Osim vollenden, der Bosnier wird trotz großen Interesses anderer Klubs weiter Trainer des SK Sturm bleiben. "Zeit zum Nachdenken" "Unser Abschneiden ist gut für einen Neuanfang, dadurch gibt es in der nächsten Saison kein Weiterwursteln. Die Spieler haben Zeit zum Nachdenken und müssen nun wieder für den Fußball und nicht vom Fußball leben. Eine völlig neue Mannschaft ist aber auch keine Garantie, dass es nächste Saison besser geht", erklärte Osim nach dem 1:1 gegen Rapid, der den Absturz auf Rang vier hinter dem Lokalrivalen GAK bedeutete. Kartnig hat der Abend gezeichnet. "Ich habe kaum geschlafen, auch an Rücktritt gedacht. Aber ich will nicht alles hinschmeißen. So groß die Erfolge in der Champions League waren, so grausam war aber der gestrige Abend in der Meisterschaft. Daher muss eine neue Mannschaft her", erklärte er . Der Vereinspräsident konferierte am Freitag zunächst lange mit Manager Heinz Schilcher und Osim und informierte anschließend die Mannschaft in einem eineinhalb-stündigen Gespräch über die Pläne für die nahe Zukunft. Abschußliste Neben Foda, Popovic, Milanic, Schicklgruber, Baruwa und Koutsoupias, deren Verträge erwartungsgemäß nicht mehr verlängert werden, können sich auch Kocijan, Minavand und Martens einen neuen Verein suchen, das Trio hat allerdings noch einen gültigen Vertrag bei Sturm. Schupp und Prilasnig bekommen einen neuen Vertrag vorgelegt. "Wenn sie ihn akzeptieren, okay, wenn nicht, dann sind sie weg", sagt Kartnig. Mit Reinmayr wird auf Wunsch von Osim noch über eine Vertragsverlängerung verhandelt, Ibertsberger wird von Venezia nur ausgeliehen, wenn der Preis von derzeit vier Millionen Schilling für ein Jahr reduziert wird. Schopp, der in den vergangenen Monaten mit einigen europäischen Großklubs in Verbindung gebracht wurde, hat bis zum Trainingsauftakt am 11. Juni Zeit zur Vertragsverlängerung. Schopp ist noch bis 31. Dezember an Sturm gebunden, verlängert er aber nicht, wird er laut Kartnig im Herbst nicht mehr in der ersten Mannschaft eingesetzt. Die Sturm-Verantwortlichen wollen vermeiden, dass Schopp durch Wechsel-Gedanken in der Konzentration abgelenkt wird. Neuzugänge Frischen Wind sollen aber auch Neuzugänge bringen. Ex-Kapitän Arnold Wetl (zuletzt Rapid) und die Verteidiger Jochen Kientz vom HSV und Francisco Rojas aus Chile sind fix, Verteidiger Bregelj von Marburg kommte ebenso. In Deutschland sind die Grazer auf der Suche nach einem neuen Nummer eins-Torhüter, auch ein Spielmacher soll kommen. Interesse zeigt Sturm am Bosnier Sabic. "Die Leistungsträger Vastic, Kocijan und Reinmayr haben ausgelassen, auch wegen Verletzungen", sagt Kartnig. Für den Ankauf von Verstärkungen wird der Sturm-Boss das Trainingszentrum nicht wie angekündigt groß, sondern in einer Billig-Variante ausbauen. Sturm hat nun nur noch die Chance, über den mühsamen Weg UI-Cup doch noch in den UEFA-Cup zu kommen. Und diese Chance wollen sie mit aller Kraft wahren. "Wir haben da eine sehr große Möglichkeit, die Chance wollen wir nützen", so Kartnig. Die Grazer steigen in der zweiten UIC-Runde (30. Juni/1.Juli bzw. 7./8. Juli) ein, Gegner ist voraussichtlich ein Schweizer Klub. Um einen der drei über den UI-Cup vergebenen UEFA-Cup-Plätze zu erreichen, müsste Sturm vier Runden überstehen. (APA)