Washington - Ein anonym erschienener arabischer Roman hat dem US-Geheimdienst ungewohnte Einblicke in die Gedankenwelt des irakischen Präsidenten Saddam Hussein eröffnet. Nach einem Bericht der "New York Times" vom Freitag kamen CIA-Experten nach dreimonatiger Analyse des Buchs "Sabibah wal-Malik" ("Sabibah und der König") zu dem Schluss, dass Saddam die Entstehung des Romans beaufsichtigte und einige seiner eigenen Gedanken mit einfließen ließ. Allerdings widersprach der CIA dem Bericht einer in London erscheinenden arabisch-sprachigen Zeitung, wonach Saddam das Werk selbst verfasst haben soll. Der Geheimdienstanalyse zufolge ist Saddam der im Titel erwähnte König, während Sabibah das irakische Volk verkörpert. Sabibah, so die Erzählung, wird durch einen Fremden vergewaltigt und stirbt dabei. Die CIA-Experten sehen darin eine Anspielung auf die Angriffe der USA gegen den Irak im Golfkrieg 1991. Auch das Todesdatum Sabibahs scheint nicht zufällig gewählt. Sie stirbt an einem 17. Jänner an dem Tag also, als die Bombenangriffe der US-geführten Alliierten gegen Bagdad begannen. Der Roman spiegelt nach CIA-Einschätzung die wichtigsten Punkte in Saddams Denken wider: Vertrauen in die eigene Familie, das Bedürfnis, von seinem Volk geliebt zu werden sowie die Berücksichtigung traditioneller arabischer Stammeswerte.(APA/AFP)