Jerusalem - Drei Tage nach dem verheerenden Einsturz einer Tanzhalle in Jerusalem hat am Sonntag die Suche nach den Schuldigen begonnen. Nach offiziellen Angaben waren bei der Katastrophe am Donnerstagabend 23 Hochzeitsgäste getötet und über 350 verletzt worden. Sieben Opfer des schwersten Unglücks in der Geschichte Israels wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. In den israelischen Medien wurden inzwischen Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Planung und Aufsicht über das Unglücksgebäude laut. Die linksliberale Tageszeitung "Haaretz" forderte den Rücktritt des Jerusalemer Bürgermeisters Ehud Olmert, der seine Aufsichtspflicht sträflich vernachlässigt habe. Olmert wies die Forderung zurück. Ministerpräsident Ariel Scharon hatte bereits am Freitag, wenige Stunden nach dem Desaster, die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses angekündigt. Während der Hochzeitsfeier, an der etwa 700 Gäste teilnahmen, war die Tanzfläche des im dritten Stock des Gebäudes liegenden "Versaille-Saals" im Süden Jerusalems eingebrochen. Unter dem Gewicht der herab stürzenden Betondecke brachen auch die übrigen Stockwerke ein. Die Opfer stürzten in die Tiefe. Bereits am Samstagabend stellten die Helfer die Suche nach Überlebenden und weiteren Opfern ein, weil niemand mehr unter den Trümmern vermisst wurde. Das völlig zerstörte Haus soll nach Abschluss der Untersuchungen abgerissen werden. fFormell des Totschlags beschuldigt Ein Gericht in Jerusalem verlängerte am Sonntag die Untersuchungshaft für neun Israelis, die am Freitag nach dem Unglück festgenommen worden waren. Unter ihnen sind auch die Besitzer des Gebäudes und die Architekten. Sie wurden inzwischen formell des Totschlags beschuldigt. Nach Presseberichten sitzt inzwischen auch der Bauunternehmer in Haft, der vor wenigen Wochen Renovierungsarbeiten an dem Gebäude ausgeführt und dabei tragende Säulen entfernt haben soll. Nach Presseberichten vom Sonntag soll der verantwortliche Bauingenieur Stunden nach dem Unglück versucht haben, für ihn möglicherweise belastende Unterlagen aus dem Jerusalemer Bauamt entfernen zu lassen. Die gesamte israelische Presse äußerte zudem den Verdacht, dass bei der Vergabe der Betriebsgenehmigung für die vor 15 Jahren eröffnete Tanzhalle Korruption im Spiel gewesen sei. (APA/dpa)