Wien - An den größeren Umsteigestellen der Stadt, glaubt Christoph Chorherr, werden die Wiener mit Interesse zuhören. Dann nämlich, wenn die Grünen den Anstieg des Verbraucherpreisindex mit jenem der Tarife der Wiener Linien vergleichen sollten. Da, erklärte der Klubchef der Rathausgrünen am Montag, kämen die Öffis nicht gut weg: Sogar wenn die Preise demnächst nicht angehoben würden, lägen Teuerungen zwischen 35,7 und 50 Prozent deutlich über dem 25-prozentigen Indexanstieg seit 1991. Die grüne Infokampagne kommt "wenn die Fahrpreise angehoben werden". Dafür habe er handfeste Indizien: "Informationen aus Verwaltung, SPÖ und den Wiener Linien." 21 Schilling sollte demnach bald der Einzelfahrschein kosten (bisher: 19), 620 die Monatskarte (bisher 520) und 5800 bis 5900 Schilling die Jahreskarte (derzeit 5300). Für den Grünen-Chef "verkehrspolitisch ein grundfalsches Signal: Ein Gut, das teurer wird, wird nicht gekauft." Angesichts des täglichen Superstaus sollten die Wiener Linien die Tarife "zumindest nicht zu erhöhen". Aussagen von Finanzstadtrat Rieder (SP), wonach Preiserhöhungen drei Monate vor und nach der Euroumstellung nicht infrage kämen, interpretiert Chorherr dahingehend, dass die Tarife im September mit einem Schlag oder aber in Tranchen angehoben werden sollen. Freilich "gibt es in der SPÖ massive Stimmen, die sagen, dass man das nicht machen kann." Dass die Tarife zur Euroumstellung auf Werte steigen könnten, die sich dann hübsch abrunden lassen, zeige die Stichhaltigkeit der den Grünen zugespielten Zahlen, meint Chorherr - und weiß sich eins mit VP-Klubchef Matthias Tschirf und Hilmar Kabas (FPÖ). Finanzstadtrat Sepp Rieder nennt die Befürchtungen Spekulationen: Es gebe weder einen "aktuellen Antrag noch aktuellen Anlass", Erhöhungen im Herbst oder nächstes Jahr wären aber nicht auszuschließen: Die Euroabrundung würde 40 bis 50 Mio. S kosten, ein Papier mit Chorherrs Zahlen läge nicht vor. Auch die Wiener Linien sprechen von "hintergrundlosen Schätzungen". Inoffizieller Nachsatz: Schlecht wären diese aber nicht. (rott/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.5.2001)