Wien - Wer wissen will, woher die Probleme von Libro stammen, muss nur einmal das Flagship-Store der Buchhandelskette Amadeus, einer Libro-Tochter, auf der Mariahilfer Straße besuchen und dort nach einem gängigen Bestseller, etwa dem neuen Buch von Chris Lohner, fragen. Im großzügigen Eingangsbereich - dort, wo in anderen Buchgeschäften die Verkauzfshits aufgelegt werden - findet man bloß ein paar aussortierte Ladenhüter und Reiseführer für Wien. Auf der Suche nach Lohner wird der Kunde über drei Stockwerke gejagt und findet sie schließlich im Bereich "Lebenshilfe" - dort gleich an zwei Stellen. Ein junger Kunde, der eine bestimmte Software sucht, wird vom freundlichen Verkäufer ins Fachgeschäft um die Ecke verwiesen.

Und bei Libro selbst? Dort werden selbst Trauernde trotz allgemeiner Tristesse im Stich gelassen. Wer in der Filiale am Westbahnhof eine Beileidskarte sucht, wird von einer mürrischen Verkäuferin zu einem entsprechenden Regal mit vorgedruckten Karten verwiesen. Bei den Beileidsbriefchen ist dort gähnende Leere angesagt, und nicht viel besser schaut es bei Glückwunsch- und Jubiläumskarten aus . . . (ef/este, Der Standard, Printausgabe, 29.05.2001)