Der Telekom-Vorstand ist wegen des drastischen Einbruchs der T-Aktie auf der Hauptversammlung von zahlreichen Aktionären scharf attackiert worden. Sie warfen der Konzernspitze vor, durch milliardenschwere Zukäufe wie VoiceStream und den Erwerb der sündhaft teuren UMTS-Lizenzen an dem Kursverfall mitschuldig zu sein. Telekom-Chef Ron Sommer bedauerte am Dienstag in Köln vor 9.500 Anteilseignern den Kursrückgang, zeigte sich aber überzeugt, dass die T-Aktie aus dem Tief wieder herauskommen wird. Zur umstrittenen Wertminderung des Immobilienvermögens in Höhe von fast vier Mrd. DM forderten verschiedene T-Aktionäre eine Sonderprüfung. "Wir möchten dem Zustand des Ungewissen Abhilfe schaffen", begründete Marc Tümmler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf den Antrag. Binnen eines Jahres seien 200 Mrd. Euro (2.752 Mrd. S) vernichtet worden, meinte der Aktionärsschützer weiter. "Sie stellen eine konkrete Gefahr für die Aktienkultur in Deutschland dar", sagte Tümmler an die Adresse des Telekom-Vorstands. Seit ihrem Höchststand im Frühjahr 2000 bis heute hat die Aktie mehr als 70 Prozent an Wert eingebüßt. Am Dienstagnachmittag lag das Papier an der Frankfurter Börse mit 25,50 Euro drei Prozent im Minus. Zuvor hatte Telekom-Chef Ron Sommer in einer mehr als einstündigen Rede den starken Rückgang der T-Aktie bedauert. "Die derzeitige Bewertung unserer Aktie spiegelt die erstklassige Positionierung und den geschäftlichen Erfolg in keiner Weise wider", betonte der oberste Konzernlenker. Sobald sich die allgemeine Marktstimmung wieder ändere, werde die T-Aktie eine positive Entwicklung vollziehen, prophezeite Sommer. Die Fundamentaldaten sprächen für eine deutlich höhere Börsenbewertung. Zur umstrittenen Immobilienbewertung wiederholte der Telekom-Chef die bekannte Position des Vorstandes: Die Werte seien stets rechtlich einwandfrei ermittelt worden. Notwendig sei die Neubewertung geworden, weil die Telekom ihre Strategie geändert habe und Teile dieses Vermögens schneller verkaufen wolle. Der öffentlichen Diskussion stelle sich die Telekom. So werde die Bilanz des laufenden Geschäftsjahres durch einen zweiten Bilanzprüfer testiert. "Wir wollen endlich wieder durchatmen können", hieß es bei T- Aktionären zur Immobilienaffäre. Ein Vertreter der Union Investment argwöhnte: die Informationspolitik der Telekom sei ungenügend, hier solle offenbar etwas vertuscht werden. Sommer wies indes den Vorwurf zurück, er habe von der angeblichen falschen Bewertung schon seit längerem gewusst und nichts dagegen unternommen. Er zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass sich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn und weitere Manager des Unternehmens als unbegründet erweisen werden. Auch die Kritik am Kaufpreis für den US-Mobilfunkanbieter VoiceStream von mehr als 70 Mrd. DM wies Sommer zurück. Das Unternehmen sei die allerbeste Wahl gewesen, weil es mit dem GSM-Standard mit der gleichen Technik arbeite wie Telekom-Unternehmen in Europa. Der US-Markt verfüge bei der Teilnehmerrate von derzeit 40 Prozent noch über ein gewaltiges Potenzial, welches jeden Vergleich in Europa in den Schatten stelle, sagte Sommer. Ab dem 1. Juni wird VoiceStream in den Telekom-Konzern eingegliedert. (APA/dpa)