New York - George W. Bush will seinem Image als umweltfeindlicher US-Präsident ein Ende setzen: Inmitten von riesigen Redwood-Bäumen im Sequoia National Park in Kalifornien ließ er sich am Mittwoch von Innenministerin Gale Norton als "mitfühlender Umweltschützer" ("compassionate conservationist") einführen - eine Anspielung auf den Wahlkampfslogan vom "compassionate conservatism" (mitfühlender Konservatismus). In seiner Rede forderte Bush "einen neuen Geist von Respekt und Zusammenarbeit" und einen ausgewogenen Ansatz zur Lösung der Energieprobleme in den USA. Er sagte den Nationalparks finanzielle Unterstützungen in Höhe von fünf Milliarden Dollar (80,3 Mrd. S/5,83 Mrd. €) zu und ordnete einen jährlichen Bericht über die "Lage der Parks" an. Bei seinem dreitägigen Besuch in Kalifornien (eine weitere Reise mit dem Schwerpunkt Umwelt führt kommende Woche in die Everglades von Florida) traf Bush auch mit einem der schärfsten Kritiker seiner Energiepolitik, Gouverneur Gray Davis, zusammen. Das Gespräch sei im Prinzip freundlich verlaufen, es gebe jedoch grundlegende Differenzen zwischen den beiden, verlautete der Stabschef des Weißen Hauses, Andrew Card. Demokraten fordern Preiskontrollen Der Demokrat Davis schloss sich seinen Parteifreunden und Umweltschutzgruppen an, die bereits seit einiger Zeit Preiskontrollen für die stetig ansteigenden Strompreise fordern. Außerdem will der Gouverneur die Bush-Regierung wegen Verletzung der Aufsichtspflicht vor Gericht bringen. Die zuständige Behörde (FERC) sei nicht in der Lage gewesen, für "gerechte und vernünftige" Strompreise zu sorgen. Bush bleibt jedoch weiterhin bei seiner Meinung: "Preiskontrollen reduzieren die Nachfrage nicht und können auch das Angebot nicht erhöhen." Auch sein Vorgänger Bill Clinton habe sich gegen Preiskontrollen ausgesprochen. Bush versicherte jedoch dem von Protesten gegen die Stromabschaltungen geplagten Gouverneur, er werde Vorwürfe der Preistreiberei von Energielieferanten überprüfen lassen; Davis hatte insbesondere die Ölfirmen aus Bushs Heimatstaat Texas angeprangert. Bush-Mitarbeiter halten weiterhin daran fest, es sei das Recht jeden Amerikaners, sein Leben ohne gravierende umweltschützende Einschränkungen, das heißt, Opfer, zu gestalten, man müsse nur dafür sorgen, dass genügend zusätzliche Energie verfügbar sei, um den "American way of life" beizubehalten. Eine Nachricht, die ein großer Teil von Bush-Wählern, nämlich die Besitzer der viel umstrittenen und benzinverschlingenden Geländewagen gerne hören - immerhin besitzt einer von fünf amerikanischen Autofahrer ein SUV (Sports Utilities Vehicle). (DER STANDARD, Printausgabe, 1.6.2001)