Linz/Innsbruck - Die Tiroler Parteienlandschaft stellt sich der Landesbevölkerung mehr als zwei Jahre nach der letzten Landtagswahl als mehr oder weniger zerstritten dar - nur die Grünen gelten als ein Hort der Geschlossenheit. Und die Grünen sind es auch, die derzeit am meisten profitieren würden, wenn der Landtag neu gewählt werden müsste. Mit 14 Prozent in der aktuellen market-Umfrage sind die Grünen bereits gleichauf mit den Freiheitlichen die drittstärkste Kraft. Abgesehen von dieser Verschiebung der Gewichte zwischen den oppositionellen Grünen und FPÖ (die einen würden etwa sechs Prozentpunkte gewinnen, die anderen ebenso viel verlieren) würde eine Neuwahl für die Landeskoalition wenig bewegen: Die ÖVP wird in der am 31. Mai durchgeführten Umfrage rund einen Prozentpunkt niedriger angesetzt als zuletzt, die SPÖ wäre mit 22 Prozent etwa gleich wie im März 1999. Somit stünde es in Tirol 46 (ÖVP) zu 22 (SPÖ) zu 14 (Grüne) zu 14 (FPÖ). Das Liberale Forum und andere Splittergruppen kämen auf je zwei Prozent. Geschlossenheit zählt “Das ist allerdings eine Momentaufnahme. Wenn sich bei den Tirolern das Bild festsetzt, dass die Tiroler ÖVP eine zerstrittene Partei ist, dann kann das mittelfristig das Vertrauen in diese Partei aufweichen. Dann sinkt auch die Bereitschaft, sie zu wählen,” warnt market-Studienleiter David Pfarrhofer. Die Stärke der Grünen sieht er nicht zuletzt darin begründet, dass es den Grünen sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene gelungen ist, ein einheitliches Bild einer ruhigen, sachorientierten Partei zu vermitteln. Anders die FPÖ, die von 43 Prozent der Tiroler als zerstritten erlebt wird und aus diesem Grund in den Umfragen eine auffällig verringerte Bekenntnisfreudigkeit aufweist. Die zerstrittenste Partei im Land ist aber die ÖVP, der nur mehr jeder fünfte Tiroler Geschlossenheit zutraut. Dass zwei Drittel der Tiroler die ÖVP als zerstritten ansehen, hängt natürlich damit zusammen, dass die Umfrage nur einen Tag nach Bekanntwerden des Kompromisses zwischen Landeshauptmann Wendelin Weingartner und VP-Chef Ferdinand Eberle durchgeführt worden ist. DER STANDARD ließ fragen, wer von den beiden sich durchgesetzt habe - und da geht es 52 zu 18 für Weingartner aus. In der Sache, die den Streit ausgelöst hatte, bekommt dagegen Eberle recht: 65 Prozent der Befragten sagen, es wäre am besten, “wenn die Hypo mit österreichischen Partnern zusammengeführt wird”; nur 17 Prozent stützen die vom Landeshauptmann vertretene Gegenthese, es wäre “am besten, wenn sie in eine gemeinsame Holding mit der Südtiroler Sparkasse geht”. Und wie soll es nun weitergehen mit der Tiroler ÖVP? In der market-Umfrage wurden verschiedene Personen vorgeschlagen - mit der Bitte, den “geeignetsten Landeshauptmannkandidat für die ÖVP” zu benennen: 27 Prozent (besonders Wähler anderer Parteien) nennen den AK-Chef Fritz Dinkhauser.19 Prozent (besonders Frauen und ÖVP-Wähler) sind für Amtsinhaber Weingartner. 15 Prozent (besonders Männer) votieren für Eberle. Landesrat Günther Platter wünschen sich zwölf Prozent als ÖVP-Spitzenkandidaten, Landesrätin und Schüssel-Stellvertreterin Elisabeth Zanon-zur Nedden elf Prozent. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. Juni 2001)