Innsbruck - Nach der Befriedung innerhalb der Tiroler ÖVP ist nun die Zukunft der landeseigenen Hypo-Bank erstmals zum Verhandlungsgegenstand zwischen dem VP-intern gestärkten Landeshauptmann Wendelin Weingartner und dem Chef des Koalitionspartners, SP-Vorsitzendem Herbert Prock, geworden. Freitagnachmittag fand ein Vieraugengespräch statt, über dessen Inhalt strengstes Stillschweigen vereinbart wurde. Diese Vereinbarung und die Tatsache, dass Prock und Weingartner zwei Stunden beisammensaßen, wird in deren Umgebung als Zeichen für ernste Verhandlungen gewertet. Vom Ausgang der Gespräche, die am Dienstag oder Mittwoch fortgesetzt werden, könnte auch das Schicksal der schwarz-roten Koalition abhängen, wiewohl beide Seiten bekräftigen, an der Koalition festhalten zu wollen. Allerdings hat Prock, der bisher die von der Hypo geplante Holding mit der Südtiroler Sparkasse ablehnt, angedeutet, dass er es als Bruch des Koalitionspaktes werten würde, sollte die ÖVP die Holding mithilfe der FP im Landtag durchzusetzen versuchen. Innerhalb der VP zeichnet sich eine Pro-Holding-Mehrheit ab, die nun auch VP-Chef Ferdinand Eberle als Holding-Gegner durch Verzicht auf sein Veto-Recht in der Regierung mitzutragen bereit wäre. Als inhaltlicher Kompromiss wird ein zweiter Holding-Sitz in Innsbruck, in Ergänzung zum geplanten Sitz in Bozen gehandelt. Diesen Vorschlag hatte Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder unterbreitet. Eberle und Prock argumentierten bisher, bei einem Sitz in Bozen würde für die landeseigene Bank künftig italienisches Recht gelten, das ihnen zu unsicher sei - Bankexperten hatten dem widersprochen und auf die besonders strenge italienische Bankenaufsicht verwiesen. Raiffeisen denkt um Interesse an einer grenzüberschreitenden Holding hat nun auch der Direktor der Raiffeisen-Landesbank, Fritz Hakl, bekundet. Hakl, der im Herbst als Erster vehement gegen die Holding aufgetreten war, schlägt nun vor, dass die RLB zu gleichen Teilen wie die Hypo und die Südtiroler Sparkasse (je 30 Prozent) an der Holding beteiligt werde. Noch im Dezember hatte der RLB-Boss argumentiert, die SüdSpa sei ein "rückständiges" Institut, "mit sinkenden Erträgen", was die Sparkasse mit "versuchter Rufschädigung" quittiert hatte. Bisher hatte die RLB nur Anteile an der Hypo erwerben wollen. (DER STANDARD, 5.6.2001)