Vor sechs Monaten war die Welt noch in Ordnung für Palms CEO Carl Yankowski. Die Nachfrage nach handtellergroßen Computern (PDAs) war so groß, dass Palm Mühe hatte, diese zu befriedigen.

Ein halbes Jahr später hat sich das Bild dramatisch verändert. Die Nachfrage ist eingebrochen, die Lager sind voll, und das im kalifornischen Santa Clara beheimatete Unternehmen kündigte zum zweiten Mal in wenigen Monaten Massenentlassungen an. Bereits im April hatten 300 Mitarbeitern, rund 16 Prozent der Belegschaft, Kündigungsschreiben erhalten.

Verschoben ist auch der Baubeginn für ein neues Hauptquartier, und vergangenen Monat warnte Palm, dass das vierte Quartal schlechter als erwartet ausfallen würde. Hatte Palm im gleichen Zeitraum vor einem Jahr noch 350 Mio. Dollar eingenommen, so werden nun nur noch 140 bis 160 Mio. Dollar erwartet.

Die Probleme verdankt Palm der schlechteren Wirtschaftslage in den USA, einer verhaltenen Kauflaune der Konsumenten wie auch einer zunehmenden Konkurrenz. Palm und Konkurrent Handspring liefern sich derzeit blutige Preiskämpfe, die Margen drastisch reduzieren.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme: Um die Nachfrage zu befriedigen, schob Palm die Produktion im Februar kräftig an. Es setzte damit wie viele Unternehmen in den USA auf die enthusiastischen Analysen von Marktforschern wie International Data Corp, das für die nächsten vier Jahre eine jährliche Wachstumsrate bei PDAs von 52 Prozent prophezeit hatte.

Als Folge ließ sich Palm auf langfristige Abnahmeverträge bei Zulieferern ein und sitzt derzeit auf einem Inventar von etwa 200 bis 300 Mio. Dollar. Ein massives Problem, wenn der Cash nicht mehr als 600 Mio. Dollar beträgt. Um das Lager abzubauen, griff Yankowski bereits zu massiven Preisnachlässen. Kostete der drahtlose Palm VIIx Anfang des Jahres noch 449 Dollar, so ist er jetzt bereits für 199 Dollar zu haben.

Kein Wunder, dass die schlechten Geschäfte und der Einbruch des Aktienpreises die Spekulationen über die Zukunft des Unternehmens anheizen. IBM, Apple und Sony werden als Käufer gehandelt. Vor allem Apple wird Interesse nachgesagt, nachdem Chef Steve Jobs vor drei Jahren Kaufgelüste gegenüber 3Com, der einstigen Mutterfirma, bekundete. Palm wurde vor einem Jahr unabhängig. Verkaufsabsichten werden bei Palm kühl dementiert. Eine Sprecherin: "Unsere Absicht ist, unabhängig zu bleiben."(STANDARD-Korrespondentin Rita Neubauer aus Palo Alto , Der Standard, Printausgabe, 05.06.2001)