Silicon Valley - Eve.com entschuldigte sich bei seinen Kundinnen für das plötzliche Ableben. Kozmo.com bedankte sich für die "enthusiastische Unterstützung", und TheMan.com stellte nach dem Aus gleich die Bewerbungsunterlagen seiner Mitarbeiter ins Netz. Sie waren einst Stars im Web. Nun sind sie nur noch "Geister" auf der Site von Steve Baldwin, einer Art virtuellem Museum, für die "Dot-Bombs" geschaffen, wie gescheiterte Startups mit dem Anhängsel .com genannt werden.

Es stimmt, dass seit Januar 2000 mehr als 400 Dotcom-Unternehmen ins Gras bissen und mehr als 75.000 Jobs verloren gingen. Gleichzeitig zeigen Untersuchungen, dass die Zahl der Unternehmen auf dem Internet, die profitabel sind oder auf dem Weg dahin sind, zunimmt. Ein Report von PricewaterhouseCoopers fand, dass fast 40 Prozent der Firmen, die nur im Web präsent sind, Ende 2000 Profit aufzeigten. Vergangenen September waren es 28 Prozent.

Zu den Glücklichen gehört FTD.com, eine Art Fleurop, seit 2000 in der Gewinnzone. Ebenso Winesby.com, dessen Besitzer Jeff Hock Aufstieg und Fall von so mächtigen Wein-Webseiten wie Wine.com mitansah. Sein Erfolgsrezept: "Ich hatte kein Startkapital und musste von Anfang an Profit machen."

Die Erfolgreichsten sind jedoch diejenige, die schon immer auf eine Ladenpräsenz verzichteten. So machen 70 Prozent der Katalogfirmen Gewinn. Warenhausketten, wie Wal-Mart und Sears, dagegen mussten erst eine Menge Geld investieren.

Auch Erfolgsstorys

Als größte Erfolgsstorys werden Onlinereisebüros ausgemacht. Es zeigte sich, dass Internetnutzer zwar kein Hundefutter dafür aber Bücher und Reisen auf dem Internet beziehen. Amazon.com, als Buchhändler gestartet, schreibt zwar weiterhin rote Zahlen, Expedia.com und Travelocity, die größten Reiseanbieter, sind bereits profitabel. Größe ist wichtig. Giganten haben ganz klare Vorteile, bei Einkauf wie im Marketing. Dennoch warnen Experten vor dem "Get big fast"- Slogan der 90er-Jahre.

Die Folge: Die meisten gaben Unmengen für Werbung, Diskountangebote und Gratisleferungen aus. E-Commerce-Unternehmen machen weiter durchschnittlich 82 Prozent Minus an jedem Verkauf. Ein weitaus besseres Ergebnis jedoch im Vergleich zu den Content-Websites, die darum kämpfen, dass die Nutzer für Information bezahlen. Ihr Minus: 210 Prozent. (rine, er Standard, Printausgabe, 05.06.2001)