Film
Bekenntnisreigen unter südlicher Sonne
Zusatzvorstellung:
Einen Outing-Rekord gilt's zu feiern im
französischen "Pourquoi pas
moi?"
Eltern, die bei ihrem in einer anderen Stadt in einer WG wohnenden Kind zu Besuch
erscheinen, bewirken Stress, gibt es doch zweifellos etwas zu verbergen, zu
beschönigen, zu offenbaren. In Pourquoi pas moi?
wird diese Situation kräftig
vervielfacht: Von der einen kleinen Science-Fiction-Verlag betreibenden Clique ist der
Mann schwul und von vier Frauen sind drei lesbisch. Wenn nun alle deren durch die
Bank nichts ahnenden Eltern auf ein sommerliches Landgut zu einer großen
Bekenntnis-Wochenende geladen werden, ergibt das, wen wundert's, eine quirlige
Gesellschafts- und Verwechslungskomödie.
Regisseur Stéphane Giusti verlegt den Schauplatz nicht ohne Absichten aus
Frankreich nach Barcelona - gibt es ihm doch Gelegenheit, von Sonne und Farben
Gebrauch zu machen wie ausgiebigst spanische Motive zu plündern. Das beginnt bei
knappen T-Shirts und geht über Madonnenkitsch hinein in das ganze Themen- und
Figurensammelsurium, das wir von den Almodovar-Filme so gut kennen.
Irgendwie schafft man es jedoch nicht, ihm diese ganze Klauerei übel zu nehmen;
dazu sind die ganzen Zutaten zu frisch und reichlich und das Erzähltempo zu
sommerlich flott und kurzweilig. Frankreichs Altrocker Johnny Hallyday wandelt etwa
statuengleich durch die Komödie, als gefeierter Torero im Ruhestand. Die bei
Almodovar von Marisa Peredes verkörperte Rolle der Chanson-Diva wird hier variiert zu
einer Figur von Irene Papas-artigem mediteranen Pathos, der Ohrfeigenduelle mit
dem Sohn nach dessem Outing einschließt. Zugleich trifft die Diva ein verflossene
Liebe wieder, als Ehefrau eines nichts ahnenden Schaustellers; eine umwerfend
sentimentale Ballade in Filmmitte bewirkt erneuten Funkenflug. Dazu stoßen etwa
noch Marie-France Pisier als überspannte Ehefrau eines Genom-besessenen
zwanghaften Wissenschaftlers - und das alles rund um die selbst sich heftig
liebenden und zankenden Jungen.
Und wenn noch hinzugefügt wird, dass im Dialogwitz die
Science-Fiction-Thematik nicht zu kurz kommt, dürfte endgültig klar sein, dass
Realitätsnähe und Aufzeigen von Problemfeldern nie wirkliche Absicht waren.
Vielmehr wird die große, wenngleich zuletzt etwas versiegte Tradition französischer
Sommerkomödien mit ihren aufmunternden Beziehungsromanzen bunt weitergeführt -
nur eben überhaupt nicht mit der üblichen strikten Hetero-Ausrichtung dieses Genres.
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