Zagreb - Noch während des Ersten Weltkrieges, in dem die Kroaten auf österreichisch-ungarischer Seite gegen die Serben kämpften, einigten sich slowenische, kroatische und serbische Politiker auf die Grundzüge des künftigen südslawischen Staates ("Deklaration von Korfu" vom 20. Juli 1917). Am 1. Dezember 1918 wurde schließlich das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" (SHS; ab 1929 "Jugoslawien") unter der serbischen Dynastie Karadjordjevic gegründet. Schwere Bewährungsproben Der erste südslawische Staat hatte aber in den Zwischenkriegsjahren viele schwere Bewährungsproben zu bestehen. Schon kurz nach der Gründung des SHS-Staates leisteten viele kroatische Politiker Widerstand gegen die von Belgrad betriebene unitaristisch-zentralistische Politik. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges und damit dem Zerfall des "Ersten Jugoslawien" währten die zum großen Teil national gefärbten politischen Auseinandersetzungen zwischen Serben und Kroaten. Nach dem Einmarsch der nationalsozialistischen Truppen in Jugoslawien im Jahre 1941 wurde das Land in verschiedene Besatzungszonen aufgeteilt. Auf dem Territorium Kroatiens, Slawoniens, Bosniens und Syrmiens wurde der von Nazi-Deutschland unterstützte "Unabhängige Staat Kroatien" ("Nezavisna drzava Hrvatska"/NDH) gegründet, mit dem Ustascha-Führer Ante Pavelic an der Spitze. Die von ihm nach rassischen Gesichtspunkten betriebene Politik hatte vor allem die Errichtung eines "serbenfreien", also homogenen kroatisch-katholischen Nationalstaates zum Ziel. "Gesamtjugoslawische" Bewegung Während des Zweiten Weltkriegs kamen im jugoslawischen Bürgerkrieg mehr Menschen ums Leben als im Kampf der kommunistischen Partisanen gegen die faschistischen Besatzer. Dennoch konnte sich wieder eine "gesamtjugoslawische" Bewegung in Form der Partisanen unter Führung von Josip Broz Tito, der später zum "Marschall" auf Lebenszeit ernannt wurde, durchsetzen. Im November 1943 beschlossen die Partisanen in der bosnischen Stadt Jajce, nach Beendigung des Krieges einen jugoslawischen Staat auf föderativer Grundlage zu schaffen. Aber auch während des "Zweiten Jugoslawien" wurden die nationalen Fragen der einzelnen Völker Jugoslawiens nicht gelöst und vom sozialistischen System im Grunde unterdrückt. Dennoch kam es immer wieder zum Aufleben der nationalen Frage, allerdings äußerte sich dies mehr in den Flügel- und Fraktionskämpfen der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ). "Kroatischer Frühling" Ende der 60-er Jahre erhoben kroatische Politiker allerdings öffentlich die Forderung nach einer selbständigen kroatischen Schriftsprache, verlangten eine neue Verfassung Kroatiens (als "Staat des kroatischen Volkes"), eine eigene Armee und die außenpolitische Selbständigkeit. Nach tumultartigen Zusammenstößen zwischen kroatischen Studenten und der Polizei Ende 1971 wurde der "Kroatische Frühling" beendet. Die kroatischen Parteiführer mussten zurücktreten. Zum erneuten Aufleben des kroatischen Nationalismus kam es Ende der 80-er Jahre. Als Reaktion auf den serbischen Nationalismus unter Slobodan Milosevic und auf die mehrdimensionale Krise in Jugoslawien wurde die rechtsnational orientierte "Kroatische Demokratische Gemeinschaft" (HDZ) gegründet. Ihr Parteiführer, der ehemalige Tito-General Franjo Tudjman, trachtete den "tausendjährigen Wunsch des kroatischen Volkes" nach staatlicher Selbständigkeit zu verwirklichen. "Weihnachtsverfassung" Am 22. Dezember 1990 proklamierte Kroatien eine neue Verfassung ("Weihnachts-Verfassung"), mit der die Republik als "nationaler Staat des kroatischen Volkes" definiert wurde. Im Mai 1991 stimmten bei der von der 600.000 starken serbischen Minderheit boykottierten Volksabstimmung 94 Prozent der Kroaten für die staatliche Unabhängigkeit. Am 25. Juni erklärte Kroatien " gemeinsam mit Slowenien - formell die staatliche Unabhängigkeit. Belgrad wies die Souveränitäts-Erklärungen zurück und Kroatien versank im Bürgerkrieg. Anfang 2000: Weg nach Europa Erst 1995 wurde der Krieg im ehemaligen Jugoslawien, der hunderttausende Tote, Verletzte und Vertriebene forderte, beendet. Aber es dauerte noch einige Jahre bis sich Kroatien Europa annähern konnte. Erst nach dem Tod des kroatischen Staatsgründers Tudjman im Dezember 1999 und der politischen Wende Anfang 2000 trat Kroatien tatsächlich den Weg nach Europa an. Im Jänner 2000 musste die HDZ bei der Parlamentswahl eine entscheidende Niederlage gegen die Sozialdemokraten und ihre Bündnispartner hinnehmen. Im Februar wurde Stipe Mesic neuer Präsident Kroatiens. Am 14. Mai 2001 paraphierte Kroatien das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU. (APA)