Laibach - Das Bruttoinlandsprodukt Sloweniens begann 1993 zu wachsen und übersteigt heute pro Kopf deutlich die 10.000-Dollar-Grenze. Die Hauptaufgabe war jedoch, Ersatz für den verlorenen jugoslawischen Markt zu finden. Abnehmer fanden sich in allen EU-Ländern, besonders in Deutschland, das zur Zeit bereits rund 29 Prozent aller slowenischer Exportwaren aufnimmt und in der Handelsbilanz sogar "defizitär" erscheint - Slowenien verkauft nach Deutschland mehr als es von dort einführt. Von entscheidender Bedeutung war auch die Privatisierung früher verstaatlicher Unternehmen, beziehungsweise die Eigentumsbildung in der sich im Besitz der "Gesellschaft" befindenden Wirtschaft. Der Prozess läuft noch, aber mehrheitlich - etwa zwei Drittel der Unternehmen - ist die Wirtschaft bereits nach den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft eingerichtet. Ausland Tür und Tor geeöffnet Die meisten Firmen sind Aktiengesellschaften, die vielfach auf der Laibacher Börse notieren. Ausländischen Investoren sind Tür und Tor geöffnet, den meisten Gebrauch davon machte Österreich (rund die Hälfte aller Fremdanlagen in Slowenien). Das Wirtschaftswachstum betrug in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 4,4 Prozent. Die Umstrukturierung brachte ein Anwachsen der Arbeitslosigkeit, die allerdings nach zwei Maßstäben gemessen wird: Laut Kriterien der internationalen Organisation der Arbeit (ILO) beträgt sie 6,6 Prozent, laut Anmeldungen bei den slowenischen Arbeitsämtern, wo "Arbeitsuchende" registriert werden, jedoch 12 Prozent. Zuletzt war die Tendenz allerdings fallend. Als "befriedigend" wird die Lage bezüglich Devisenreserven empfunden. Sie betragen zur Zeit 4,4 Milliarden US-Dollar (5,14 Mrd. Euro/70,7 Mrd. S), die Auslandsschulden jedoch rund sechs Milliarden. Laut Weltbank gehört Slowenien zu den "mäßig verschuldeten" Staaten. Ein starker Kreditabnehmer ist die Gesellschaft für den Ausbau der Autobahnen. Immerhin wird der sehr ambitionierte nationale Plan ausgeführt, bis Ende des Jahrzehnts rund 500 Kilometer modernste Straßenverbindungen zu schaffen. EU-Beitritt zentrales Anliegen Sowohl die Regierung als auch die gesamte Wirtschaftswissenschaft befasst sich intensiv mit den Vorbereitungen für den EU-Beitritt, der nach slowenischen Vorstellung im Jahre 2004 erfolgen soll. Die Beitrittsverhandlungen sollen allerdings schon nächstes Jahr erfolgreich abgeschlossen werden. Die meisten Kapitel sind bereits erledigt, noch nicht richtig begonnen haben jedoch die Verhandlungen über die Harmonisierung der slowenischen Landwirtschaft mit der EU, die vermutlich die größten Schwierigkeiten verursachen werden. Es herrscht Zuversicht, dass auch dieses Thema, das im stark urbanisiertem und industrialisiertem Land kein allzu großes Gewicht mehr hat, erfolgreich gemeistert wird. In letzter Zeit wurden Sorgen laut, Slowenien werde nach Beitritt nur noch ein "Geber-Land" sein und keine Unterstützungsgelder aus den Strukturfonds der Union mehr erhalten wird. Schon jetzt erreicht Slowenien bezüglich der Kaufkraft der Bevölkerung 73 Prozent des EU-Durchschnitts (Vergleich: Tschechien kommt nur auf 63 Prozent). Mit der Aufnahme neuer Mitglieder wird die 75-Prozent-Marke bestimmt überschritten - genau das ist aber die Grenze, die "Geber" und "Empfänger" trennt. (APA)