Wien - Ohne konkretes Ergebnis hat am Dienstag ein Gespräch zwischen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer (S) zum umstrittenen Schulpaket stattgefunden, das am Donnerstag im Nationalrat zur Abstimmung ansteht. Im Büro von Gehrer hieß es, es sei ein "sachliches Gespräch" gewesen, die SPÖ werde ihr Abstimmungsverhalten überlegen. Gusenbauer betonte dagegen, dass Gehrer kein Angebot gemacht und sich "keinen Millimeter bewegt" habe. Die umstrittensten Punkte des Schulpakets, die für eine Beschlussfassung im Parlament die Zwei-Drittel-Mehrheit benötigen, sind die Einführung des Pflichtgegenstands "Geschichte und Politische Bildung" in der 7. und 8. Klasse der AHS, die Ausweitung der Integration von behinderten Kindern auf den Polytechnischen Lehrgang sowie die sogenannte "Verhaltensvereinbarung". Die Schulgemeinschaftsausschüsse sollen damit die Möglichkeit - aber nicht die Pflicht - bekommen, solche schuleigenen Verhaltensvereinbarungen festzulegen. Gusenbauer, der am Wochenende zu diesen Punkten Kompromiss-Vorschläge gemacht hat, will nun abwarten, "ob sich in den nächsten zwei Tagen im Parlament etwas bewegt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich parlamentarisch etwas tut". Als Minimalforderungen für eine Zustimmung der SPÖ bei der Einführung des Fachs "Geschichte und Politische Bildung" nannte Gusenbauer die verstärkte Ausbildung der Lehrer in diesem Bereich, bei der Integration behinderter Kinder die Einführung eines Schulversuchs für die Integration an Berufsschulen. "Alles auf dem Rücken der Schüler" Bei der Verhaltensvereinbarung bleibe "alles auf dem Rücken der Schüler". Ohne Erweiterung der Vereinbarung auf Lehrer und Eltern gebe es dafür keine Zustimmung der SPÖ, sagte Gusenbauer, der seitens der Regierung "kein Interesse auf Einigung" ortet. Der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz sieht noch Chancen auf eine All-Parteien-Einigung beim Schulpaket, "die Standpunkte liegen nicht so weit auseinander, dass ein Kompromiss ausgeschlossen erscheint", so Brosz in einer Aussendung. Die Grünen appellieren deshalb an die Regierungsparteien, das Schulpaket nicht bereits am Donnerstag in den Nationalrat zu bringen und eine letzte Verhandlungsrunde zwischen Regierung und Opposition einzuschieben. Ohne weitere Gespräche müsste sich die Regierung den Vorwurf gefallen lassen, Teile des Schulpakets absichtlich scheitern zu lassen, "um die SPÖ als Verhinderer hinstellen zu können". "Fundamentaloppositionismus" wirft der freiheitliche Bildungssprecher Karl Schweitzer der SPÖ in einer Aussendung vor. Mit der Einführung der Verhaltensvereinbarung werde einem langjährigen Wunsch der Elternverbände entsprochen, sie bedeute einen weiteren Schritt in Autonomie und Demokratisierung der Schulen. Im Zusammenhang mit der SPÖ-Forderung nach Ausweitung der Integration behinderter Kinder an Berufsschulen und berufsbildenden Schulen meinte Schweitzer, dass "die Erreichbarkeit der Ausbildungsziele - auch bei Zeiterstreckung - auf Grund der hohen Ansprüche bei geistig und mehrfach Behinderten nicht gegeben ist". (APA)