Wien - Die ÖVP-Europa-Abgeordnete Marilies Flemming hat sich gegen einen "ständigen und vor allem in den Medien geführten Druck auf die Tschechische Republik zur Schließung des umstrittenen Atomkraftwerk Temelin" ausgesprochen. Die Abgeordneten des tschechischen Parlaments wüssten längst um die Notwendigkeit für das endgültige Aus für Temelin, seien aber irritiert von den Profilierungsversuchen ausländischer Politiker auf Kosten der Tschechischen Republik, sagte Flemming am Dienstag. Nationalstolz Die tschechischen Vertreter hätten Flemming vor wenigen Tagen in Prag ihre durch österreichische Erklärungen hervorgerufene Irritation erklärt: "Auch wir haben unseren Nationalstolz und lassen uns nicht von Außen sagen, was wir zu tun haben." Dennoch suche man längst selbst nach einem Ausstieg aus dem AKW Temelin, der durch die laufende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ohne Gesichtsverlust für tschechische Politiker möglich sei. Flemming fordert Vertrauen Wem die Stilllegung des AKW Temelin ein wirkliches Anliegen sei, der sollte auf die sachliche Information für die tschechische Bevölkerung, den ordnungsgemäßen Ablauf der UVP und die Vernunft der verantwortlichen tschechischen Politiker vertrauen, so Flemming. Man dürfe nicht das aufkeimende Verständnis zwischen Tschechien und den anderen europäischen Staaten gefährden. Flemming habe zuletzt in vielen Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass die tschechischen Politiker selbst an einem Ausstieg interessiert seien. Kritik der Grünen Die Umweltsprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, richtete anlässlich der am Dienstag vom tschechischen Umweltministerium bekannt gegebenen Kostenüberschreitung von Temelin einen Appell an die tschechische Regierung, das Projekt neu zu bewerten. "Industrieminister (Miroslav) Gregr muss unverzüglich zurücktreten, da er sein politisches Schicksal mit der Einhaltung des ursprünglichen Kostenrahmens verknüpft hat", sagte die Umweltsprecherin in einer Presseaussendung der Grünen am Dienstag. Der Beschluss der tschechischen Regierung von 1999, Temelin fertig zu bauen, sei klar an ein Kostenlimit von 98,6 Mrd. Kronen (2,90 Mrd. Euro/39,8 Mrd. S) gebunden gewesen. Mit der Kostenüberschreitung von mehr als 4 Mrd. Kronen sei diesem Beschluss die Grundlage entzogen. (APA)