Wien - Der aus Wien gebürtige, als "Vater der Pille" bekannte Chemiker und Autor Carl Djerassi spricht sich im STANDARD-Interview für die derzeit in Deutschland heftig umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) und die verbrauchende Embryonenforschung aus. Djerassi, der am Dienstagabend als Stargast der "Academy of Life"-Gala im Siemens Forum Wien auftrat, führt als Hauptargument für die genetische Untersuchung von Embryonen vor der Einpflanzung an, dass es besser sei, Embryonen, bei denen mit Schwerstbehinderungen zu rechnen sei, erst gar nicht heranwachsen zu lassen, als sie hinterher abzutreiben. Bei den Befürchtungen der PID-Gegner, dass damit der Weg frei sei zur Züchtung von Designermenschen, handle es sich angesichts der realen Möglichkeiten um "Träume". Für die verbrauchende Embryonenforschung ist Djerassi, weil seiner Meinung nach das Leben "frühestens mit der Einnistung", jedenfalls aber noch nicht sofort bei der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginnt. Gegen die Embryonenforschung spricht sich im Interview mit dem STANDARD der deutsche Stammzellenexperte Linus S. Geisler aus, Hans Magnus Enzensberger polemisiert im jüngsten Spiegel gegen die "Putschisten im Labor". (fle/DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2001)