Wien - Knapp neun Monate nach dem ersten gescheiterten Börsengang debütiert der Grazer Maschinenbauer Andritz am 22. Juni an der Wiener Börse - zuerst im Amtlichen Handel, voraussichtlich ab Juli im Leitindex ATX. Das gab Vorstandschef Wolfgang Leitner am Mittwoch bekannt. Andritz bietet zwei Millionen junge und zwei Millionen alte Aktien, hinzu kommt eine Greenshoe-Option (Mehrzuteilung) von 600.000 Stück. Die Emission leitet die Deutsche Bank, zudem sitzen RZB, Erste Bank und Bawag im Konsortium. Die Preisspanne liegt zwischen 23 und 27 Euro - laut Experten ist das im Vergleich zur Peer-Gruppe der vergleichbaren Unternehmen sehr günstig. Die Angebotsfrist läuft von heute, Donnerstag, bis 20. Juni. Mit dem Angebot werde der Streubesitz bei 31 Prozent liegen. 108 Millionen Euro Erlös Der Gang ans Parkett könnte rund 108 Millionen Euro (rund 1,5 Mrd. S) in die Andritz-Kassen fließen lassen. Das Geld wollen die Grazer vor allem dazu verwenden, die zweite Hälfte am finnischen Unternehmen Andritz-Ahlstrom zu kaufen. Das würde laut Leitner genau so viel kosten wie die erste Hälfte: rund 57 Millionen Euro. Er rechnet damit, den Kauf im Herbst über die Bühne zu bringen. Das ist nur möglich, weil Andritz an die Börse geht. Ohne den Gang aufs Parkett hätten die Grazer ihre Call Option bei den Finnen erst in drei Jahren ausüben dürfen. Auch nach diesem Kauf will das Unternehmen extern wie intern wachsen. Das wollen sie auch mit der Dividendenausschüttung kombinieren, sagte Leitner. Er will an der Ausschüttung von 30 Prozent des Unternehmensgewinns festhalten. Zudem will er den Umsatz weiter pro Jahr um zehn Prozent antreiben, die Ebitda-Marge auf sieben Prozent schrauben, die Eigenkapitalrendite auf über 20 Prozent drehen. Warum kaufen? Andritz ist in vier Bereichen tätig: Zellstoff und Papier, Walz- und Bandbehandlungsanlagen, Umwelttechnologie und Futtermitteltechnik - in allen Bereichen sei Andritz Weltmarktführer und somit ein gutes Investment. Die Mitarbeiter bekommen einen 15-prozentigen Diskont auf den Bezugspreis. 50 Manager werden an Aktienoptionen beteiligt, wobei der Preis jeweils vom Kurs abhänge, so Leitner. Er selbst gibt von seinem 25-Prozent-Anteil an Andritz fünf Prozent ab. Die US-Investmentgesellschaft Carlyle wird statt 40 nur noch 26 Prozent halten, die UIAG gibt vier Prozent auf neun Prozent Anteile ab, die restlichen Kleinaktionäre werden von 20 auf 13 Prozent abbauen. (este, DER STANDARD, Printausgabe 7.6.2001)