Brüssel - Die internationale Umweltorganisation Greenpeace hat an die EU Staats- und Regierungschefs appelliert, sich bei ihrem Gipfeltreffen in Göteborg auf die Ratifizierung des Klimaschutz-Protokolls von Kyoto "mit oder ohne USA" zu einigen. Die Umweltschützer wollen in den kommenden fünf Wochen mit direkten Aktionen und Lobbying bei den multinationalen Konzernen den politischen Druck auf die neue US-Administration erhöhen, sich doch noch der Kyoto-Übereinkunft anzuschließen, wie der neue Direktor von Greenpeace, Gerd Leipold, am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Falls Präsident George W. Bush und seine Verbündeten sich völlig von Kyoto zurückzögen, sei dies ein "Verbrechen gegen das Klima und die globale Umwelt", sagte Leipold. Zwar geht das Kyoto-Protokoll aus Sicht der Greenpeace nicht weit genug. Die Treibhausgase als die Hauptverantwortlichen der Klimaerwärmungen müßten um 60 bis 80 Prozent reduziert werden, um die Klimaerwärmung zu stoppen, aber Kyoto sei "besser als nichts", sagte Leipold. Und wenn das Protokoll so wie in Den Haag im vergangenen November bei der Juli-Konferenz in Bonn scheitere, bedeute dies einen Rückschlag bei Klimaschutz um mindestens 10 Jahre. Bush wird vor dem EU-Gipfel in Göteborg mit den EU-Chefs zusammentreffen. Greenpeace hat nach Angaben Leipolds an 100 multinationale Konzerne Briefe geschrieben, jedoch nur 30 "enttäuschende" Antworten erhalten. Große Ölkonzerne wie Texaco hätten sich gegen die Kyoto-Vereinbarung ausgesprochen. Die Umweltvereinigung will den Druck auf die Konzerne steigern, indem sie einzelne Unternehmen öffentlich an den Pranger stellt. Sie fordert die EU auf, Japan und Russland zu einer Ratifizierung zu bewegen, auch wenn die USA weiter abseits stehen. (APA)