Rom - Der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi hat am Donnerstag Vormittag eine Konsultationsrunde mit den Vertretern der italienischen Parteien in Hinblick auf die Regierungsbildung begonnen. Ciampi traf im römischen Quirinalspalast, dem Sitz des italienischen Staatschefs, die Präsidenten von Senat und Abgeordnetenkammer, Marcello Pera und Pier Ferdinando Casini, wie es das Protokoll vorsieht. Danach wollte er die Spitzenvertreter der oppositionellen Mitte-Links-Allianz, sowie der autonomen Gruppe unter der Führung der SVP-Senatorin Helga Thaler-Außerhofer empfangen. Am Donnerstag Nachmittag ist dann der Mitte-Rechts-Block an der Reihe. Am Freitag Vormittag plant der Staatschef, die Südtiroler Volkspartei zu empfangen. Danach wird Ciampi nach Verbania zum Lago Maggiore reisen, wo er am Gipfeltreffen mit 13 Präsidenten aus Mittel- und Osteuropa teilnehmen wird. Ciampi wird in Verbania auch Bundespräsidenten Thomas Klestil treffen. Heftige Spekulationen über Zusammensetzung des Mitte-Rechts-Kabinetts Politische Beobachter schließen daher aus, dass der Wahlsieger Silvio Berlusconi noch vor Samstag den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten könnte. Die Vereidigung könnte am kommenden Dienstag stattfinden. In Rom wird immer noch heftig über die Zusammensetzung des neuen Mitte-Rechts-Kabinetts spekuliert. Nachdem Berlusconi versichert hatte, dass die rechtspopulistische Lega Nord das Justizministerium erhalten wird, sind Spannungen um das Verteidigungsministerium entflammt, das von der postfaschistischen Nationalallianz (AN) beansprucht wird. Beobachtern zufolge wird Berlusconi darauf verzichten müssen, seinem Vertrauensmann Beppe Pisanu, Fraktionschef der liberalkonservativen Forza Italia in der Abgeordnetenkammer, das Verteidigungsministerium anzuvertrauen. Italienischen Medienberichten vom Donnerstag zufolge hat sich Berlusconi öfters über die Schwierigkeiten in der Regierungsbildung beschwert. Berlusconi startet Kampagne gegen Linksparteien Berlusconi hat indes eine Kampagne gegen die Linksparteien gestartet. Er kündigte an, dass seine Allianz die Einsetzung von parlamentarischen Untersuchungskommissionen vorschlagen will, die sich mit drei brennenden Fragen beschäftigen sollen: Mit den Hintergründen der Anti-Korruptions-Offensive "Saubere Hände", der Verwicklung des Außenministeriums in der mutmaßlichen Zahlung von Schmiergeldern an die serbische Telekom, sowie mit der Liste Mitrokhin. Aus dieser geht angeblich hervor, dass der sowjetische Geheimdienst KGB regelmäßig einflussreiche kommunistische Politiker, Intellektuelle und Journalisten bezahlte, um geheime Informationen aus Italien zu erhalten. Laut Berlusconis politischen Gegnern will der Medienfürst mit den Untersuchungskommissionen seine Kampagne gegen die "Kommunisten" starten, die er während seiner Wahlkampagne stets als Schreckgespenst für die italienische Demokratie an die Wand gemalt hatte. Berlusconi ist vor allem an der ersten Kommission interessiert, die die Anti-Korruptions-Ermittlungen der Mailänder Staatsanwälte zwischen 1992 und 1995 überprüfen soll. Diese brachten die italienische "Schmiergeld-Republik" zum Einsturz. Berlusconi will erfahren, warum keine einflussreiche Vertreter linksorientierter Parteien in den Sog der Ermittlungen geraten sind. (APA)