Wien - Scharfe Kritik an der Familienpolitik der Regierung und am Kinderbetreuungsgeld kam am Donnerstag im Nationalrat von Seiten der Opposition. Die frühere Frauenministerin Barbara Prammer (S) warf ÖVP und FPÖ vor, nach wie vor dem Familienbild des 19. Jahrhunderts anzuhängen. Madeleine Petrovic (G) betonte, dass sich mit dem Kinderbetreuungsgeld die Rechtslage für manche Betroffene sogar verschlechtere. Aus Sicht Prammers hat die Regierung in den vergangenen eineinhalb Jahren viele Familien in die Nähe der Armutsgefährdung gebracht, es gebe - etwa mit Ambulanzgebühr und Unfallrentenbesteuerung - ein "Schröpfen der Schwachen". Die Wirtschaft werde gefördert, die Familien würden vergessen. Familien bräuchten Einkommenssicherheit, weshalb die SPÖ auch ein einkommensabhängiges Karenzgeld fordere. Statt der von der Koalition vertretenen Wahlfreiheit wollten Mütter beides: Job und Familie. Dies werde mit dem Kinderbetreuungsgeld nicht ermöglicht. Nötig wären auch bessere Kinderbetreuungseinrichtungen. Petrovic kritisierte, dass sich die Koalition nicht an Modellen anderer Staaten orientiert und nicht die Diskussion mit der Opposition gesucht habe. Dabei könnten andere Länder sehr wohl Vorbild sein. Nötig wäre eine "Vollausstattung" mit guten Kinderbetreuungseinrichtungen sowie ein flächendeckendes Angebot an Teilzeitarbeitsmöglichkeiten. Auf eine nur kurze Phase von Vollkarenz sollte Teilzeitkarenz folgen können. Die Grüne Abgeordnete stellte auch die Zuverdienstgrenze von 200.000 Schilling pro Jahr in Frage. Diese sei ungerecht, Betroffene, die verdienen müssten, könnten kein Kindergeld beziehen. Wie zuvor Prammer forderte auch Petrovic eine Gleichstellung verschiedener Arten von Partnerschaften, auch gleichgeschlechtlicher. (APA)