Telekom Austria
Favorit Häberli vor Absprung
TA-Chef Sundt will nicht freiwillig gehen - Probleme von ÖIAG-Boss Ditz steigen
Wien - Die Probleme von ÖIAG-Vorstandssprecher und Telekom-Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz verdichten sich. Ihm droht sein Wunschkandidat als Nachfolger von Telekom-Chef Heinz Sundt abhanden zu kommen. Der von Ditz und ÖIAG-Präsident Alfred Heinzel auserkorene Schweizer Papierindustrielle Ernst Häberli, der den Telekom-Betriebsräten bereits als künftiger Konzernboss präsentiert wurde, steht laut Informationen aus Regierungskreisen kurz vor dem Absprung. Ursprünglich war Häberli auch als ÖIAG-Vorstand im Gespräch gewesen.
Wörtlich hieß es am Donnerstag: "Aufgrund der Vorgangsweise von Ditz wäre es kein Wunder wenn Häberli demnächst abspringt. Er hat noch nicht abgesagt, aber die ÖIAG befürchtet das konkret."
"Kalte Füsse"
Häberli hätte, so Insider, angesichts der anhaltenden Turbulenzen rund um die Telekom "kalte Füsse" bekommen. Zuletzt hat Ditz am Mittwoch öffentlich den Vorstand brüskiert, indem er vor Medienvertretern von ernsten Problemen und deutlichen Abweichungen vom Budgetplan berichtete. Der Turnaround, also die Rückkehr in die Gewinnzone 2001, sei in Gefahr. Ein Aufsichtsratsmitglied bestätigte, dass Ditz den gesamten Telekom-Vorstand auswechseln will und händeringend vier neue Manager sucht. Bis dato hatte Ditz aber lediglich Häberli "relativ" fix verpflichtet.
Sollte nun Häberli sein Interesse wieder zurückziehen, rückt ein neuer Telekom-Vorstand in weite Ferne und Ditz droht ein kaum mehr gut zu machender Gesichtsverlust. Grund: Auch die von ihm betriebene Ablöse der beiden AUA-Chefs ist alles andere als fixiert. Auch bei der AUA gibt es keinen gültigen Aufsichtsratsbeschluss für die Abberufung von Herbert Bammer und Mario Rehulka. Und auch für die AUA-Chefs sind Nachfolger derzeit weder nominiert noch bekannt.
Ein Telekom-Aufsichtsrat sagte zur Suche nach neuen Managern: "Es ist einfach niemand da am Markt, höchstens zu astronomischen Gagen. Ditz will den ganzen Vorstand kippen und hat bisher nur Häberli." Das war vor Bekanntwerden, dass der Schweizer nun doch nicht nach Wien kommen dürfte.
Kein Dementi
Ditz war zum Thema Häberli nur ein knappes "kein Kommentar" zu entlocken. Dementiert hat er nicht. Telekom-Chef Sundt, kritisierte Ditz scharf. "Ich behalte mir als Vorstandsvorsitzender das Monopolrecht auf die Informationsweitergabe vor." Er werde Ditz diesbezüglich mit dem Aktienrecht konfrontieren. Sundt appellierte an Ditz, in Zukunft die "Usancen des Kapitalmarktes" einzuhalten. Von einem Turnaround sei keine Rede gewesen, eine "Trendumkehr" aber erreichbar. Beleg: Das positive erste Quartal und der deutlich über Plan liegende Personalabbau. (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 8.6.2001)