Teheran - Bei der Präsidentenwahl im Iran ist Mohammed Khatami mit überwältigender Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden. Für ihn stimmten 77,2 Prozent der Wähler, wie das Innenministerium am Samstag. Vor der Wahl hatte der als gemäßigt geltende Khatami angekündigt, sich im Machtkampf mit den konservativen Fundamentalisten für eine "islamische Demokratie" einzusetzen. Auf dem zweiten Platz landete weit abgeschlagen mit 15,2 Prozent der Stimmen der Wirtschaftswissenschaftler Ahmad Tavakoli. Dieser hatte im Wahlkampf vor allem mit dem Versprechen einer effizienteren Wirtschaftspolitik geworben. Die anderen acht Bewerber spielten keine wesentliche Rolle für den Wahlausgang. Das Endergebnis wird für Samstagabend oder Sonntag erwartet. Den Ergebnissen zufolge konnte Khatami sein Ergebnis vom Mai 1997 deutlich verbessern. Damals wurde er mit 69 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Ali Akbar Rafsandjani gewählt worden und hatte sowohl im eigenen Land als auch international die Erwartung einer grundlegenden Reform der gesellschaftlichen Verhältnisse in dem islamischen Staat geweckt. Von den im Ausland lebenden Iranern wählten diesmal 88 bis 93 Prozent Khatami, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA meldete. "Die Hardliner sollten sich die Ergebnisse genau anschauen", sagte am Samstag der Politologe Mohammed Hadi Semati von der Teheraner Universität. "Der richtige Augenblick für den Wandel ist unverkennbar." Die reformorientierte Zeitung "Nowrus" titelte am Samstag mit der Schlagzeile "Sieg der Demokratie". Ein Kommentator der unabhängigen Zeitung "Iran News" forderte, der Kampf um Reformen müsse weitergehen. Der Staatspräsident hat im Iran allerdings nur begrenzte Kompetenzen. Die wichtigsten Entscheidungen treffen das geistliche Oberhaupt der iranischen Schiiten, Ayatollah Ali Khamenei, und seine Berater. Sie kontrollieren zudem die Justiz, die Streitkräfte und die öffentlichen Medien. In den vergangenen Monaten hatte die Justiz zahlreiche progressive Zeitungen und Zeitschriften verboten und mehrere Reformer inhaftieren lassen. An der Präsidentenwahl vom Freitag beteiligten sich nach Schätzungen des Innenministeriums möglicherweise mehr als 80 Prozent der 42,1 Millionen Stimmberechtigten im Alter über 16 Jahren. Vor vier Jahren hatten nahezu 90 Prozent der Bürger von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Abgestimmt wurde auch über die Vergabe von 16 Parlamentsmandaten sowie über zwei Sitze in dem Gremium, das das geistliche Oberhaupt wählt. Stärkung der Demokratie Das US-Außenministerium wertete die hohe Wahlbeteiligung als Hinweis auf das große Verlangen der Menschen nach Freiheit, Öffnung und bessere Lebensbedingungen, wie Sprecher Richard Boucher erklärte. Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau gratulierte Khatami auch im Namen des deutschen Volkes. "Das iranische Volk hat Ihnen in eindrucksvoller Weise sein Vertrauen bestätigt", hieß es in dem Glückwunschtelegramm. Die Wähler hätten auch Khatamis Politik der Stärkung der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Toleranz und des Dialogs der Kulturen bestätigt. "Die Menschen im Iran, aber auch in Deutschland, erwarten viel von Ihnen." Unterdessen kündigte der geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, die Begnadigung von 409 Häftlingen an. Nach Angaben des Fernsehens profitieren von der Amnestie Gefangene, die von Zivil-, Revolutions- sowie von Militärgerichten verurteilt wurden. Die Amnestie sei von Justizminister Ayatollah Mahmud Hashemi Shahrudi zum Tag des Propheten am 10. Juni beantragt worden, hieß es. Über die Identität der Begnadigten war zunächst nichts zu erfahren (APA/AP)