Wien - Immer mehr Österreicher leiden an einem terminalen - also endgültigen - Nierenversagen. Die Zahl jener neu Erkrankten, die eine Nierenersatztherapie brauchen, stieg von 692 im Jahr 1990 auf 1.025 im Jahr 1999. Derzeit leben rund 6.000 Menschen mit der Dialyse oder einem Nierentransplantat. "Vor allem bei älteren und zuckerkranken Personen ist eine Zunahme zu verzeichnen", sagte Univ.-Prof. Gere Sunder-Plassmann, Oberarzt der zweiten Dialysestation im Wiener AKH, in einem Medienseminar. Anstiegs bei den Transplantationen Seit dem vergangenen Jahr hat dies - trotz eines Anstiegs bei den Transplantationen - in Ostösterreich zu ersten Versorgungsengpässen bei der Dialyse geführt, warnte Sunder-Plassmann. In mehreren Zentren Wiens und Niederösterreichs musste eine vierte Behandlungsschicht eingeführt werden, bei der die Patienten ihre Blutwäsche von 1.00 Uhr bis 5.00 Uhr früh absolvieren müssen. Aber: "Paradox dabei ist, dass in Mödling 24 Plätze brach liegen, weil das dortige Institut keine Kassenverträge bekommt", so der Experte. Obwohl die vergangenen Jahre Erleichterungen in der Therapie von Nierenersatz-Patienten gebracht haben, müssen Betroffene weiterhin erhebliche Einschränkungen ihrer Lebensqualität hinnehmen. Dialysepatient zu sein bedeutet nicht nur, dreimal pro Woche Klinikaufenthalte von jeweils etwa fünf Stunden auf sich nehmen zu müssen. Es bedeutet auch eine strenge Diät, ein genaues Management der Trinkmenge und eine tägliche Einnahme oder Injektion von durchschnittlich acht verschiedenen Medikamenten. Fortschritte hat es zuletzt bei einer der einschneidendsten Nebenwirkung der Niereninsuffizienz, der so genannten renalen Anämie, gegeben. Diese Funktionsstörung entsteht durch einen Mangel des Hormons Erythropoietin, das zu 98 Prozent in den Nieren gebildet wird. Abhilfe konnte früher nur mit regelmäßigen Bluttransfusionen inklusive der damit verbundenen Infektionsgefahren geschaffen werden. Seit etwa zehn Jahren ist die Therapie mit gentechnisch hergestellten humanem Erythropoietin möglich, erklärte Univ.-Doz. Friedrich Prischl vom Krankenhaus Wels. Für die Patienten bringe das Medikament eine enorme Zunahme an Lebensqualität, auch wenn damit bis zu drei Injektionen pro Woche in Kauf genommen werden müssen. Derzeit wird daran gearbeitet, die Halbwertzeit des Medikaments zu verbessern, damit die Patienten weniger häufig Injektionen erhalten müssen. Dialysepatienten müssen mit weiteren Krankheitsrisiken kämpfen Dialysepatienten müssen aber auch mit weiteren Krankheitsrisiken kämpfen. Durch den Ausfall der Steuerfunktion der Nieren leiden sie vermehrt unter Bluthochdruck, Hyperphosphatämie (Phosphoransammlung im Körper), einem gestörten Vitamin D-Stoffwechsel und einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Diese Störungen werden durch Medikamentengaben und eine strenge Diät in Zaum gehalten. Durch all diese Einschränkungen leidet die Lebensqualität von Dialysepatienten enorm. Neben medizinischer und psychologischer Behandlung ist daher die soziale Unterstützung und Bekämpfung finanzieller Schwierigkeiten besonders wichtig, sagte Elisabeth Kahnert, Dialyseschwester und Mitglied der Arge Niere: "Am besten ist es natürlich, wenn die Patienten ihren Arbeitsplatz behalten können. Ist das nicht möglich, so muss zumindest die Existenz und die Therapie gesichert sein." (APA)