Wien - Die Jüngste ist 15 und "Gründungsdame". Ihre Uroma (85) firmiert als "Ehrendame" der Sudetendeutschen Damengilde "Edda". Am Wochenende feiert die "jüngste national-freiheitliche Frauenverbindung" ihren ersten Geburtstag. Prominenter Festredner: Frauenminister Herbert Haupt (FP). Er habe aus seiner eigenen Mitgliedschaft bei der "Akademischen Landsmannschaft Kärnten zu Wien" nie ein Geheimnis gemacht, sagt sein Sprecher.

Die Damengilde wurde auch als Reaktion auf die Männerbünde gegründet, erklärt Initiatorin Brigitte Enzfelder ("aktives Mädel Ulla, bedeutet reich an Erbbesitz und Geistesgaben") im STANDARD-Gespräch. Ihren Erbbesitz definiert die angehende Ärztin als "deutschstämmig". Ziel sei die "Pflege national-freiheitlichen Gedankenguts".

Enzfelder beharrt nachdrücklich auf einem "anderen Nationenbegriff. Ich bin Österreicherin, aber wir sind einfach deutschstämmig. Österreich ist ein Vielvölkerstaat, aber wir legen halt Wert darauf, dass das deutsche Volksgut irgendwo erhalten bleibt."

Deutsches Volksgut soll aber auch außerhalb Österreichs erhalten bleiben. "Es gibt so viele Deutsche oder deutschstämmige Menschen in den ehemaligen Ostblockländern, die außerhalb der Menschenrechte leben und unterdrückt werden", stößt sich Enzfelder an den Benes-Dekreten und den Avnoj-Bestimmungen: "Da sind Paragraphen drinnen, die die Menschenrechte verachten, und das könnte ich als Europäer nicht unterstützen."

"Objektiv betrachtet" sei es, bedauert Enzfelder, doch so, dass "wenn man Worte wie Vaterland, Ehre, Freiheit oder Deutsch in den Mund nimmt, man ein bisschen aus dem Augenwinkel angeschaut wird. Ich finde das nicht in Ordnung. Das hat mit Hitlerregime nichts zu tun, sondern einfach was mit Volksgut."

Festredner Mölzer

Haupt ist nicht der Einzige, der sich am Wochenende in Sachen Verbindungen engagiert. Heute, Freitag, wird der Kulturbeauftragte des Landes Kärnten, Andreas Mölzer, auf der Wartburg im deutschen Eisenach erwartet. Er ist Festredner des Burschentages 2001 der Deutschen Burschenschaft (DB).

Durch die Regierungsbeteiligung der FPÖ gelangten die FP-nahen akademischen Männerbünde zu neuem Einfluss. Die Korporierten des national-freiheitlichen Lagers stellen drei Regierungsmitglieder (Haupt, Waneck, Böhmdorfer) und einen Landeshauptmann (Haider).

Puncto Burschenschaften hat übrigens der Jahreslagebericht 2000 des Innenministeriums festgehalten: Der von den "Burschenschaften unterschwellig ausgehenden rechtsextremen Ideologieverbreitung wird im Sinne des Sicherheitspolizeigesetzes weiterhin besonderes Augenmerk zugewendet". (nim/pm)

(DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2001)