Wien - Die Südosttangente ist wie Fußball: Auf der Tribüne sitzen lauter Trainer, die wissen, wie es geht. Und auf dem Feld starten die Spieler Aktionen - mitunter aus der puren Not.

Und die gestern von Verkehrstadtrat Rudolph Schicker (SP) präsentierte Aktion, die Verkehrsnot auf der A23 durch ein LKW-Fahrverbot in den Morgen- und Abendstunden zu lindern, befindet die Wiener Wirtschaftskammer, gar nicht gut: "Wirtschafts-und auch bevölkerungsfeindlich," kommentierte ihr Präsident Walter Nettig am Donnerstag freudlos: Denn darf der Lkw nicht auf die Tangente, muss er durch die Bezirke. Und kein Lkw staue freiwillig, so Nettig. Deshalb fordert er: "Nicht den notwendigen Wirtschaftsverkehr einbremsen, sondern den unnötigen Individualverkehr."

Vorschläge für die Spieler am Tangentenplatz hat auch die FPÖ vorbereitet. Und ist mit der Wirtschaftskammer einig: Eine Ringumfahrung Wiens muss raschest her.

FP-Parteichef Hilmar Kabas wartet mit Vorschlägen auf, die die Tangente "zumindest kurzfristig" stauerträglich machen sollen: Ein vollelektronisches Tangentenleitsystem - "das ja nicht soviel kosten kann" und über das via Überkopfanzeiger Verkehr und Geschwindigkeit geregelt werden. Dazu sollten "mobile Tangentenmanager" - besser bekannt als "Weiße Mäuse" - verstärkt patrouillieren. Ein "intelligentes" Ampel- und Abstandmesssystem würde zum Bollwerk gegen Unfallverursacher. Zudem: mehr Park&Ride-Anlagen um Wien.

Neu sind zwei Vorschläge Kabas': "Wie bei viel Schnee im Winter" sollte die Benützung der Öffis an Stautagen kostenlos sein. Für Umsteiger. Parallel möge an "Chaostagen" die Kurzparkregelung in der Stadt aufgehoben werden, damit die Leute ihr Auto stehen lassen und Bim fahren.

Dass dies - umgelegt auf die Stautage auf der Tangente im Mai - tägliche Bim-Freifahrt bei gleichzeitig völlig verparkter Innenstadt bedeuten würde, wurde allerdings nicht bestritten. (aw) (DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2001)