Graz - Der sonst eher schweigsame steirische VP-Agrarlandesrat wird sich in zwei bis drei Monaten für eine ihm vorgeworfene Verletzung des Amtsgeheimnisse vor Gericht verantworten müssen. Das bestätigte am Donnerstag die Grazer Staatsanwaltschaft. Pöltl habe "durch eine vorzeitige Veröffentlichung der amtlichen Information, dass gegen eine Vielzahl landwirtschaftlicher Betriebe wegen des Verdachtes des illegalen Arzneimitteleinsatzes in der Schweinezucht koordinierte behördliche Erhebungen unmittelbar bevorstehen gegen den Paragraphen 310 Absatz 1 des Strafgesetzbuches verstoßen", präzisierte der Leiter der Grazer Staatsanwaltschaft, Horst Sigel. Pöltl droht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder unter bestimmten Bedingungen eine Ersatzgeldstrafe. Der Landesrat zeigte sich in einer ersten Reaktion gefasst: Er werde sich dem Gericht "natürlich stellen", sei sich aber "keiner Schuld bewusst". Mit Pöltl steht nun das erste und prominenteste Opfer des Schweinemast-Skandals vor Gericht. Weitere Ermittlungen gegen Landwirte sind noch anhängig, mehr als 30 Bauern und Futtermittelvertreter sind in den letzten Monaten angezeigt worden. Die Affäre wird aber demnächst auch eine politische Dimension erreichen. Die Grünen drängen nach wie vor auf einen politischen Untersuchungsausschuss im Landtag, damit auch die politische Verantwortung geklärt werde. Die SP hat sich neben FP und VP - mit dem Hinweis, die Suppe sei "zu dünn", bisher dagegen verwehrt. Die jetzige Anklage dürfte hier allerdings ein Umdenken bewirken. Start für Aufarbeitung Die Grünen meldeten sich am Donnerstag mit der Forderung, dass nun "der Startschuss für die Aufarbeitung des Schweineskandals" gegeben werden müsse, abermals zu Wort. Pöltl sei "rücktrittsreif", sagte Grünen-Klubobfrau Lechner Sonneck. Die Causa Pöltl war nach einer Anzeige der Tierschutzorganisation Vier Pfoten ins Rollen gekommen. Der Verein hatte im Vorfeld Hunderte Höfe in ganz Österreich ausfindig gemacht, in denen ihrer Meinung nach illegale Medikamente eingesetzt wurden. In diesem Augenblick wandte sich Pöltl an die Öffentlichkeit und kündigte ein Vorgehen gegen "schwarze Schafe" an. Vier Pfoten zeigte Pöltl daraufhin an. (Walter Müller, DER STANDARD Print-Ausgabe 8.Juni 2001)