Panorama
Christie's versteigerte Teile aus der Sammlung Sir Eltons
Die Liaison zwischen plebejischem Hammer und edlen Schlitten
So manche Ehefrau ist der vierrädrigen Variante weit freundlicher gesinnt als einer zweibeinigen, selbst wenn der Aufwand an Zeit und Geld vermutlich der gleiche bleibt. Die Rede ist von den Eminenzen unter den Automobilen: den Stars, welche die Kategorie fahrbarer Untersatz längst hinter sich gelassen haben.
Mit Frauen hat Elton John ja erfahrungsgemäß wenig am Hut, mit Autos deutlich mehr. Parallel zum Ruhm begann des Sirs Sammlungsgeschichte. Vielleicht nicht mit jedem Plattenerfolg, dafür mindestens einmal jährlich kaufte der Busenfreund diverser Royals Straßenkreuzer wie andere Matchbox-Miniaturen: "Ich hätte sie nie einzeln verkauft. Diese Sammlung habe ich mit viel Liebe zusammengetragen, aber man muss sich beizeiten von solchen Dingen trennen."
44 Millionen
Nun, der eigene Fuhrparkmanager, Mechaniker, Garagen etc. dürften neben dem bekannt aufwendigen Lebensstil des Musikstars die Finanzen schon etwas strapaziert haben. Den Trennungsschmerz wird Sir Elton bei einem Gesamtergebnis von mehr als 44 Millionen Schilling locker überstehen.
Die Beziehung zum einen oder anderen Auto scheint ja rückblickend besonders eng gewesen zu sein - so manches führte gar einen Kosenamen: Wie der Aston Martin V8 Volante, zärtlich das "Biest" genannt, oder "Daisy", der Rolls-Royce SCIII Saloon, benannt nach dem Film "Driving Miss Daisy", der in Atlanta gedreht wurde, von wo auch der Schlitten stammt. Der Rest musste sich mit Markennamen begnügen, denn, so Elton John, "es war schlimm genug, für alle meine dreizehn Hunde einen Namen zu finden".
Am Dienstagabend wurden die ehrwürdigen Räumlichkeiten bei Christie's von Fans des Popstars belagert, unter die sich auch einige prinzipielle Autofanatiker und Kollegen der Branche gemischt hatten. Derer jedenfalls Hunderte, die dann auch für Stimmung und Bietgefechte im Saal und am Telefon sorgten.
Mit einer Schätzung von 2,8 bis 3,5 Millionen Schilling war der Jaguar XJ 220 ins Rennen gegangen. Als Elton John ihn 1993 - noch vor Rod Stewart (!) - kaufte, berappte er damals umgerechnet an die 5,1 Millionen. Das aktuelle Trostpflaster beläuft sich auf 5,3 Mio. und wurde von einem englischen Privatmann geboten, der die Liebe zum "Jag" bei der morgendlichen Urlaubslektüre der Daily Mail in Marbella entdeckt hatte. "Er war so kraftvoll, und von hinten", schwärmt der Star, "das schönste Auto von allen. Ohne Frage fantastisch, aber weniger für den Stadtverkehr geeignet." Sein geliebtes "Phantom", Jahrgang '73, ausgestattet mit 36 Lautsprechern, ersteigerte für mehr als fünf Mio. S Barde Leonhard Cohen.
Elton John, gerade auf Tour, verfolgte die Auktion von Atlanta aus und zeigte sich freudig überrascht - "Offenbar ist mit Secondhand-Autos einiges an Geld zu verdienen!"
Christies freut sich über 100-prozentigen Absatz
Auktionator Christie's darf sich über den 100-prozentigen Absatz und ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis freuen. Der PR-Feldzug hat seine Wirkung getan und dem Department ein nettes Umsatzsümmchen beschert.
Das Motor Car Department hat acht Experten und einen vollen Terminkalender. Jährlich finden an historischen Stätten wie Monaco, Genf, London, Los Angeles, Pebble Beach und Tarrytown Versteigerungen statt, in denen seit fünf Jahren ein Rekordergebnis das andere ablöst. Allein 1999 betrug die Umsatzsteigerung, so Department-Chief Miles Morris, "sagenhafte" 54 Prozent, umgerechnet insgesamt 689 Mio S. 2000 schaffte man immerhin - bei gleich bleibender Nachfrage und einer durchschnittlichen Verkaufsquote von 86 Prozent - noch 586 Mio. S. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD Print-Ausgabe 8.Juni 2001)