Wien - Peter ist 20. Vor vier Jahren hat er "an Bledsinn" gemacht. Nach neun Monaten Jugendstrafanstalt wegen eines Überfalles auf eine Trafik war er zwar geläutert und weg von den Drogen. Doch seine kriminelle Vergangenheit verhinderte bis heute, dass Peter den Führerschein machen durfte. Und ohne den schaut es auf dem Arbeitsmarkt traurig aus. Peter ist kein Einzelfall. Seit Anfang der 90er-Jahre stiegen laut Statistik des Innenministeriums Anzeigen gegen Kinder und Jugendliche kontinuierlich an. Zuletzt auf über 17 Prozent aller in Österreich angezeigten Vergehen und Verbrechen. 1990 war dieser Anteil noch bei 11,5 Prozent gelegen. Acht von zehn Mopeddiebstählen gehen bereits auf das Konto von Zehn- bis 19-Jährigen. Ebenso 65 Prozent aller Anzeigen wegen eines Suchtmittelvergehens, jeder zweite Straßenraub und 42 Prozent aller Einbrüche in unbewohnte Wohnungen. Dass Kids immer krimineller werden, wäre aber zu simpel" "Nur zu folgern, dass Kids immer krimineller werden, wäre aber zu simpel", sagt Gerhard Brenner vom Innenministerium. Der Anstieg von Anzeigen habe auch andere Gründe: eine höhere Sensibilität der Bevölkerung gegenüber Kriminalität, die immer besser werdende Sicherheitstechnik (etwa Videoüberwachung) und die zunehmende Versicherungsdichte. Brenner: "Versicherungen verlangen Anzeigen, bevor sie Schadensersatz leisten. Auch die Ursache für ein kriminelles Verhalten von Jugendlichen besteht immer aus einem Mix: Mutproben, Gruppendruck, Ausloten der Grenzen, Unkenntnis der Gesetze, Gewalterfahrungen im Elternhaus und vor allem fehlende Konfliktlösungspotenziale." Aufklärungs- und Vorbeugungsaktion Im vergangenen Februar startete das Innenministerium eine Aufklärungs- und Vorbeugungsaktion an Schulen. Seither diskutierten 360 speziell geschulte Polizisten und Gendarmen mit 60.000 Schülern über Kriminalität und deren Folgen. Dazu gehört auch ein Videofilm über Mobbing im Klassenzimmer. Bei der gemeinsamen Analyse geht es um Rechtsinformation, Unrechtsbewusstsein und Konfliktlösung. (simo, DER STANDARD Print-Ausgabe 8.Juni2001)