Im Pflanzenmarkt sehen sie ja verlockend aus, die kleinen Zitronen- oder Mandarinenbäumchen, aber sie zu kaufen zögern viele - und das zu Recht: Erstens sind die Agrumen, wie Zitrusgewächse vom italienischen agro (sauer) im Fachjargon heißen, meist nicht billig; zweitens eilt ihnen der Ruf voraus, schwierig in der Pflege zu sein. Tatsächlich gibt es allerdings durchaus Zitrusgewächse, die in den meisten Gegenden Österreichs völlig winterhart sind, etwa die Chinesische Bergzitrone oder Bitterorange (Poncirus trifoliata). Mit ihren hellgrünen Blättern ist sie eine beliebte Zierpflanze, die im Frühjahr weiße Blüten trägt. Leider sind ihre fünf Zentimeter kleinen, kugeligen Früchte ungenießbar. Ungeeignet sind Zitrusbäumchen eigentlich nur als Zimmerpflanzen, weil es ihnen in Wohnräumen auf die Dauer zu dunkel und im Winter zu warm ist. Ein Fensterplatz bietet im Sommer eventuell genug Licht, aber spätestens im Winter muss zusätzlich mit Speziallampen beleuchtet werden, und das 16 Stunden pro Tag. Außerdem liegen die idealen Überwinterungstemperaturen bei fünf Grad Celsius, nicht gerade Wohnungsklima. Es hatte also seinen guten Grund, warum die Aristokratie und später das reiche Bürgertum im 18. Jahrhundert Orangerien anlegte, um der neuen Mode zu frönen. Bedeutende Architekten wie Lukas von Hildebrandt oder Fischer von Erlach entwarfen technisch aufwendige Konstruktionen, die im Herbst um die Pomeranzen-Bäumchen montiert und mit Öfen beheizt wurden. Ursprünglich stammen die Zitrusgewächse ja nicht, wie man annehmen könnte, aus dem Süden, sondern vielmehr aus dem Osten, genauer gesagt aus China. Nicht zufällig trägt die Mandarine bis heute den Namen chinesischer Herrscher. (mth)