Übers Wochenende rechnet Heinz Wittmann, Medienjurist und Herausgeber der Fachzeitschrift Medien & Recht. Montag ist er erster Referent bei der mittlerweile dritten Enquete des ÖVP-Parlamentsklubs zur ORF-Reform, diesmal mit dem Schwerpunkt Werbung. Hier fürchtete der Küniglberg in den vergangenen Wochen immer wieder massive Einschränkungen, obwohl nur Product-Placement, Sponsoring und ohnehin stark rabattierte Werbung von Printmedien neu geregelt werden. An 42 Minuten Spotwerbezeit pro Tag und ORF-Fernsehkanal wird nicht gerüttelt. Und die schöpft die öffentlich-rechtliche Anstalt zur besten Zeit bis an die Grenzen aus, fand der Medienrechtler heraus. Laut Wittmann darf der ORF pro voller Stunde zwölf Minuten im Fernsehen werben, also zwischen 19 und 20 Uhr zwölf und von 20 bis 21 Uhr wieder zwölf. Weil um die "ZiB 1" und vor dem Hauptabendprogramm aber die besten Quoten erreicht werden, summiert sich die durchgeschaltete ORF-Werbezeit von 19.15 bis 20.15 Uhr auf satte "22 bis 23 Minuten", so Wittmann im Gespräch mit dem STANDARD. Eine Lücke im Gesetz, meint er, "hier müsste man ansetzen". Anzusetzen gilt es aus seiner Sicht etwa auch bei der ORF-Übertragung des Wien-Marathons, bei dem er gehäuft "nicht gekennzeichnete" Werbeeinschaltungen von Sponsoren entdeckt hat. (fid/DER STANDARD, Print-Ausgabe 9./10. Juni 2001)