Wien/Linz - Der Abt des oberösterreichischen Klosters Kremsmünster kann der Zeit des Nationalsozialismus auch positive Aspekte abgewinnen. In einem Interview für das "Format" hält er diese Zeit für einen "sensiblen Bereich" insofern, dass heute nur die negativen Seiten der damaligen Zeit aufgezählt würden. Im Rahmen einer Firmung in Oberösterreich hatte er die positiven Aspekte des Gemeinschaftsgefühls während der NS-Herrschaft hervorgehoben: "Ein Volk, ein Reich, ein Führer, und wir sind damals marschiert." Der Abt, von "Format" zu der Aussage befragt: "Ja, soll ich das nicht sagen? Ich habe es ja erlebt." "Bei einer Predigt sage ich alles, wie ich es mir denke. Ich habe betont, heute ist alles Individualismus und damals war es Gemeinschaft und die Jugend war begeistert. Nur sind die Ziele falsch. Habe ich nicht auch gesagt, dass das dann daneben gegangen ist?" Bergmair gibt an, weiter zu seinen Aussagen zu stehen: "Ein sensibler Bereich ist heute insofern, als nur die negativen Seiten des Nationalsozialismus aufgezählt werden. Es wird über Stalin nichts gesagt, der was weiß ich wie viele Millionen umgebracht hat. Man soll objektiv reden können. Es wird ja alles leider nur emotionell und verzerrt dargestellt. Über die Nazis darf man schimpfen, da ist alles schlecht. Und das Andere wird nicht objektiv dargestellt. Da kann man narrisch werden." "Wollte nur darauf hinweisen, dass der Mensch Gemeinschaft braucht" Der Abt des Stiftes Kremsmünster, Oddo Bergmair, fühlt sich missverstanden und relativierte seine Äußerungen. Er selbst habe in seiner Jugendzeit als praktizierender Katholik unter dem Nationalsozialismus gelitten, so der Abt. Und er verabscheue die Verbrechen des Nationalsozialismus, ebenso wie die im Stalinismus. Im Wesentlichen habe er bei seiner Firmpredigt darauf hinweisen wollen, dass der Mensch Gemeinschaft brauche. Mit solch heftigen Reaktionen auf seine Worte habe er nicht gerechnet. Die nochmalige Verwendung einer solchen Aussage wollte Bergmair aber nicht ganz ausschließen. (APA)