Wien - Die älteste sukkulente (wasserspeichernde, Anm.) Topfpflanze der Welt, die "Fockea capensis", die seit 1788 im Palmenhaus in Schönbrunn lebt, wird nach 96 Jahren wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" wird die Pflanze, deren Alter auf rund 800 Jahre geschätzt wird, heute, Samstag, ausgestellt. Nachwuchs im hohen Alter Mit besonderer Sorgfalt wird sie in Schönbrunn gehütet und nur etwa alle zehn Jahre umgetopft. Das Umtopfen um 1970 belohnte die "Fockea" sogar damit, dass sie nach fast 200 Jahren 1971 erstmals blühte und 1972 drei Fruchtschoten ansetzte. "Jetzt wird die 'Fockea' wieder umgepflanzt und diesen Zeitpunkt haben wir genutzt, sie herzuzeigen", sagte Peter Fischer-Colbrie, Direktor der Bundesgärten. Normalerweise steht die Pflanze im Schönbrunner Reservegarten, wo es sehr trocken ist, da sie sehr wenig Wasser braucht. "Sollten wir sehen, dass es der Pflanze in den eher feuchteren Räumlichkeiten des Palmenhauses schlechter geht, dann müssen wir sie leider wieder zurück stellen", erklärte Fischer-Colbrie. "Deshalb können wir nicht garantieren, ob sie die volle Ausstellungszeit zu sehen sein wird." Sie verbraucht ihre Pfleger ... Betreut wurde die "Fockea" bisher von einem älteren Mitarbeiter der Bundesgärten. "Dieser ist aber jetzt in Pension gegangen und hat einen jüngeren Gärtner für die Pflege eingeschult", sagte der Direktor. Und dieser wisse genau, dass man diese Pflanze nur so wenig wie möglich anrühren darf. "Man darf sie nämlich fast gar nicht gießen", so Fischer-Colbrie. Im vorigen Jahrhundert war die Pflanze die Attraktion der Pariser Weltausstellung, damals wurde sie noch als letztes Exemplar einer weltweit ausgestorbenen Species gefeiert. 1905 konnte die "Fockea" auf dem Botanischen Kongress in Wien gebührend - aber zum letzten Mal - bewundert werden. Eine wahre Schönheit ist die Alte Dame nicht unbedingt, eher eine Riesenknolle, aus der sich dürre Zweige erstrecken. 1788 kam sie mit den Sammelstücken einer botanischen Expedition nach Wien, auf die Kaiser Joseph II. 1885 seine Gärtnergehilfen Franz Boos und Georg Scholl nach Südafrika geschickt hatte. Das Wurzelgewächs ist in seiner "Topfpflanzenexistenz" jedoch nicht sonderlich gewachsen. Als einziges Exemplar einer unbekannten Art, von der man viele Jahre lang irrtümlich annahm, dass sie bereits ausgestorben sei, wurde die Schönbrunner "Fockea" weltberühmt - doch das hat sich als falsch herausgestellt. (APA)