London - Ronnie Biggs (71), inhaftierter Posträuber, hat die britische Regierung am Wochenende um Gnade gebeten. Biggs war zuvor aus einem Krankenhaus in ein Hochsicherheitsgefängnis in London zurückverlegt worden. Eine Kliniksprecherin bezeichnete seinen Zustand als "stabil". "Ich bin nur noch ein Schatten des Mannes, der ich einmal gewesen bin, und mein Wunsch ist es, in Frieden zu sterben und dabei noch einmal die Freiheit genossen zu haben, nach der ich mich all diese Jahre gesehnt habe", schrieb der schwer kranke Patient in einem am Sonntag von der Zeitung "Sunday People" veröffentlichten Brief. Innenminister Jack Straw hatte klargestellt, dass Biggs höchstens begnadigt werde, wenn sein Tod nach Ansicht der Ärzte unmittelbar bevorstehe. Biggs schrieb, nach seinem vierten Schlaganfall vor einer Woche habe der Arzt ihm gesagt, es sei nicht mehr die Frage, "ob ich sterbe, sondern wann". Als falsch bezeichnete er Zeitungsberichte, wonach er vor einem Monat nur deshalb nach Großbritannien zurückgekehrt war, um das kostenlose Gesundheitswesen in Anspruch zu nehmen. Er werde alle Rechnungen selbst bezahlen, versicherte er. Sein Sohn Michael (26) kritisierte die Rückverlegung vom Freitag aus dem Krankenhaus ins Gefängnis als verfrüht. Biggs müsse immerhin mit einer Magensonde künstlich ernährt werden. Der weltbekannte Gangster war Anfang Mai nach 35 Jahren auf der Flucht aus Brasilien nach England zurückgekehrt. Die britischen Behörden brachten ihn umgehend ins Gefängnis. Nach dem großen Postraub von 1963 war Biggs zunächst zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Nach nur 15 Monaten konnte er jedoch ausbrechen und entkommen. Seitdem hatte ihn Scotland Yard rund um die Welt gejagt. (APA/dpa)