Skopje/Pristina - Der blutige Konflikt in Mazedonien hat sich mit dem Eindringen albanischer Rebellen in eine Großsiedlung am Rande der Hauptstadt Skopje gefährlich verschärft. Regierungstruppen und die Freischärler der "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK) bereiteten sich am Sonntag auf ein Gefecht um die Ortschaft Aracinovo vor, während im Norden des Landes heftig gekämpft wurde. Mehrere tausend albanische Zivilisten flüchteten aus Aracinovo. Die Vermittlungsbemühungen des EU-Beauftragten für Außenpolitik, Javier Solana, waren zunächst ohne Erfolg geblieben. Mazedonische Truppen setzten am Sonntag ihre Offensive gegen Stellungen der Albaner-Rebellen fort. Im Norden des Landes werde mit Artillerie, Panzern und Kampfhubschraubern angegriffen, hieß es aus der Armeeführung. Ziel seien vor allem die Ortschaft Orizare und das Umland von Lipkovo. Dort halten die Rebellen Trinkwasseranlagen besetzt. Die Lage um das von Rebellen besetzte Aracinovo, nur 15 Kilometer von Zentrum der Hauptstadt entfernt, war am Sonntag weiter sehr angespannt. Die meisten Bewohner hatten ihr Zuhause verlassen. Die Polizei hat das Dorf umstellt und bereite eine Rückeroberung vor, hieß es in Skopje. Die Freischärler seien mit bis zu 800 Kämpfern in Aracinovo eingedrungen, sagte Innenminister Ljube Boskovski. "Wir müssen zugeben, dass die Ortschaft besetzt ist", sagte er weiter. Flüchtende Mazedonier sprachen aber nur von etwa 200 Rebellen. "Politische Ziele können nicht mit Gewalt erreicht werden" Nach zweitägigen intensiven Verhandlungen mit den Führern der mazedonischen und albanischen Parteien in dem Land konnte Solana nur erneut an die Bereitschaft für einen politischen Dialog appellieren. "Politische Ziele können nicht mit Gewalt erreicht werden", und das solle das Volk und die albanische UCK wissen, zitierte ihn die Nachrichtenagentur MIA. Solana lud alle politischen Führer des Balkanstaates zum EU-Gipfeltreffen am 25. Juni in Luxemburg ein. Innenminister Boskovski sagte, die Rebellen in Aracinovo seien mit Maschinengewehren und Mörsern ausgerüstet und hätten strategische Stellungen bezogen. Etwa zwei Drittel der Kämpfer stammten von außerhalb, während ein Drittel aus Aracinovo selbst komme. In der Ortschaft lebten zuletzt etwa 10.000 fast ausschließlich albanische Einwohner und 7000 Flüchtlinge. Truppen marschierten auf und halten den Ort abgeriegelt. Nach Angaben der mazedonischen Polizei sollen fast alle Zivilisten Aracinovo verlassen haben. Umschlagplatz für Schmuggelware und Drogen Arcinovo gilt als wichtiger Umschlagplatz für Schmuggelware und Drogen, wo die mazedonische Polizei schon seit längerem nichts zu sagen hat. Die Rebellen hatten den Ort am Freitag kampflos eingenommen. Nach den Worten des örtlichen UCK-Kommandeurs Hoxha schlossen sich 163 Bewohner den Kämpfern an. Diese waren aus weiter nördlich gelegenen Dörfern nach Arcinovo gekommen. Rebellenkommandeur Hoxha drohte mit der "Einnahme" der in Schußweite gelegenen Hauptstadt. Die UCK-Kämpfer blieben so lange in Aracinovo, bis ihre Forderungen erfüllt seien. Die UCK wirft Skopje unter anderem vor, die albanische Bevölkerung zu diskriminieren. Am Freitag hatte das UNHCR 2700 Flüchtlinge aus Aracinovo ins Kosovo gebracht. Am Samstag waren es dann weitere 4000 Menschen. Seit Beginn des Konflikts in Mazedonien im Februar wurden nach UNHCR-Angaben rund 18.000 Menschen durch die Kämpfe innerhalb von Mazedonien zur Flucht gezwungen. Etwa 20.000 Menschen flohen zudem vor den Kämpfen ins Kosovo. In der unter UNO-Verwaltung stehenden südserbischen Provinz sind 40.000 NATO-Soldaten stationiert. Bulgarien unterstützt Mazedonien bei der Lösung des Problems mit der Trinkwasserversorgung der Stadt Kumanovo. Elf bulgarische Tankwagen mit Trinkwasser haben am Sonntag die mazedonische Grenze bei Gjuesevo passiert, meldete der bulgarische Staatsrundfunk. Kumanovo ist seit fünf Tagen ohne Trinkwasser, weil albanische Extremisten einen Stausee bei Lipkovo kontrollieren, der Kumanovo mit Trinkwasser versorgt. (APA/dpa)