Dresden - Die internationale Ächtung biologischer Waffen (B-Waffen) steht nach Ansicht von Experten auf der Kippe. "Es gibt Anzeichen, dass die USA dem Zusatz-Protokoll zur B-Waffen-Konvention nicht zustimmen", sagte der Biologe Jan van Aken in einem dpa-Gespräch in Dresden. In der sächsischen Landeshauptstadt erörterten am Samstag Wissenschaftler das Thema "Biologische Waffen im 21. Jahrhundert". Das Protokoll soll im November in Genf verabschiedet werden. Es sieht unter anderem Kontrollen in Labors vor. In der 1975 in Kraft getretenen B-Waffen-Konvention wird die Entwicklung und Produktion lebender Organismen zu kriegerischen Zwecken strikt untersagt. Eine Kontrolle dieses Verbots ist jedoch nur schwer möglich: Selbst die gefährlichsten Organismen können auch nützlichen Zwecken dienen, zum Beispiel zur Herstellung von Impfstoffen. Eine Frage des politischen Willens Nach Angaben van Akens, der sich seit 18 Jahren mit Genforschung beschäftigt und aus Sorge um die militärische Nutzung von Organismen gemeinsam mit Kollegen in den Vereinigten Staaten die Initiative "sunshine project" gründete, steht in den USA eine starke Pharma-Lobby Kontrollen in den Bio-Labors entgegen. Dabei gebe es durchaus Methoden, Proben für mögliche Biowaffen zu entnehmen, ohne die berechtigten Interessen der Firmen zu verletzten. "Das ist eine Frage des politischen Willens", sagte der Experte. Die Unnachgiebigkeit der Amerikaner habe eine einheitliche Position der Europäer bisher verhindert. "Es wird spannend, ob die Europäer den Mut aufbringen und jetzt ein starkes Protokoll auch ohne die USA durchsetzen", sagte van Aken. Van Aken forderte auch die deutsche Bundeswehr zu mehr Transparenz auf. Deren "biologische Abwehrforschung" sei seit 1995 massiv ausgebaut worden. Zwar sei eine "defensive Forschung" erlaubt, dennoch müsse man offen darüber reden und Grenzen ziehen. "Jeder muss jedem in die Karten schauen können", sagte van Aken. Nur so lasse sich Vertrauen zwischen den Staaten herstellen. (APA/dpa)