Graz - Seit einem Jahrzehnt wird um die Ausgliederung des Landesmuseums Joanneum (LMJ) aus der Landesverwaltung gerungen. Kulturlandesrat Gerhard Hirschmann (VP) will diesen Prozess nun beschleunigen. Geht es nach seinen Vorstellungen, soll das Joanneum künftig als gemeinnützige GmbH geführt werden, die derzeit 19 Referate auf vier Departments (Naturwissenschaft, Volkskunde, Kunstgeschichte, Kunst) zusammenfasst und von zwei Geschäftsführern geleitet wird. Einen entsprechenden Antrag will Hirschmann am Montag in die Landesregierung einbringen, er erwartet sich "eine breite Zustimmung aller Fraktionen", wie er bei einer Pressekonferenz am Samstag bekannt gab.

Der steirische SP-Chef Peter Schachner, der eine Stiftung nach ORF-Modell favorisiert, machte diese Hoffnung noch am selben Tag zunichte. Von ihm gäbe es kein Einverständnis, hieß es in einer Aussendung. Und weiters: "Die Einheit des Joanneums mit den Bereichen Sammlung, Forschung und Ausstellung darf nicht zerstört werden. Die geplante GmbH führt zu einer Zerteilung des Landesmuseums mit dem Zweck, den Veranstaltungszirkus herauszulösen. Und das ist der falsche Weg."

Laut dem Rechtsexperten Guido Held hingegen mache eine Stiftung, wie sie Schachner vorschwebt, keinen Sinn, weil es nicht um eine Auslagerung des Vermögens gehe, sondern um eine bestmögliche Verwaltung. Die GmbH sei, so Held, die optimale Variante, weil sie einerseits eine abgabenrechtliche Begünstigung wie beispielsweise die Befreiung von Körperschafts-und Kapitalverkehrssteuer und andererseits einen effizienten Museumsbetrieb ermögliche. Die "Gemeinnützige Museums Joanneum GmbH", die an der Kunsthaus Betriebs GmbH und dem Künstlerhaus beteiligt sein soll, wird mit einem Stammkapital von 70.000 Euro ausgestattet, das Land Steiermark bleibt alleiniger Gesellschafter. Die Interessen des Landes und die Kontrolle sollen von der Generalversammlung und einem sechsköpfigen Aufsichtsrat gewahrt sein.

In der kommenden Woche geht die Sache vermutlich in den Landtag, wo die VP nur mit den Stimmen der SP eine Entscheidung zugunsten der GmbH herbeiführen kann. Die Positionen für die beiden Geschäftsführer lässt Hirschmann europaweit ausschreiben.
(Denise LeisingDER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 6. 2001)