Rom - Die italienische Linke läuft Sturm gegen den Beschluss des designierten italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, dem Chef der ehemals sezessionistischen Lega Nord, Umberto Bossi, das Reformenministerium anzuvertrauen. Dass Bossi, gegen den Ermittlungen wegen Verunglimpfung der italienischen Fahne laufen, zum Minister aufgerückt ist, wird von vielen Mitgliedern der oppositionellen Mitte-Links-Allianz "Ölbaum" (Ulivo) als rotes Tuch betrachtet. "Es ist verblüffend, dass ein heikles Ressort wie das Reformen-Ministerium einem Parteichef anvertraut worden ist, der stets extremistische Positionen vertreten hat. Es wäre logischer gewesen, wenn eine prestigeträchtige und gemäßigte Person dieses Ressort erhalten hätte. Ich habe den Eindruck, dass mit der neuen Regierung der Reformprozess in Italien sehr turbulent sein wird", betonte die "Nummer zwei" der Mitte-Links-Allianz, Piero Fassino. Er machte darauf aufmerksam, dass sich Bossi noch vor wenigen Wochen während der Wahlkampagne geweigert hatte, mit den anderen Parteichefs der Mitte-Rechts-Allianz die Nationalhymne zu singen. Sezessionist soll Institutionen reformieren Auch der Chef der katholischen Volkspartei (PPI), Pierluigi Castagnetti, kritisierte Berlusconi wegen seines Beschlusses, Bossi zum Reformen-Minister zu befördern. "Es ist unbegreiflich, dass man gerade Bossi, der die Sezession Norditaliens gepredigt hat, eine wichtige Aufgabe wie die Durchsetzung institutioneller Reformen in Italien anvertraut", so Castagnetti. Entrüstet zeigte sich auch der Vorsitzende der Partei der Demokraten, Arturo Parisi. "Zum ersten Mal wird in Italien eine Person zum Minister ernannt, die wegen Verunglimpfung der italienischen Fahne, Symbol der nationalen Einheit, der staatlichen Institutionen und der Tradition des Landes, verurteilt worden ist", sagte Parisi. (APA)