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Längst haben wir uns an das Thema BSE gewöhnt, uns teilweise im wahrsten Sinne des Wortes daran satt gehört. Doch ist die Gefahr einer Dauerberieselung mit Einzelmeldungen, dass darob das Gesamtbild verloren geht. Einen umfassenden Schnellsiedekurs für Menschen, die das letzte Jahrzehnt als Einsiedler oder vegetarisch verbracht haben, bietet Manfred Weissenbachers "Rinderwahnsinn - Die Seuche Europas". In für Laien leichtverständlicher Form und begleitet von einer Menge an Quellenangaben wird jeder Aspekt der globalen Epidemie behandelt, von der Historie der Krankheit(en) über die medizinischen Aspekte bis hin zu - besonders wichtig! - den wirtschaftlichen Verflechtungen von Landwirtschaft, Fleischlobby und Regierungen. Letzteres mit Abstand der ungustiöseste Teil. Interessant, wie lange BSE-artige Krankheiten die Menschheit offenbar schon begleiten und erschreckend, wie oft sie offenbar gar nicht als solche erkannt werden (oder wie war das etwa mit den "downer cows" im angeblich BSE-freien Amerika ....? Da fallen schon seit Jahrzehnten Kühe "ohne ersichtlichen Grund" einfach um und werden dann an Nerze verfüttert - die ihrerseits reihenweise an einer mysteriösen Krankheit eingehen.) So richtig schlimm wird es freilich dann, wenn der Autor auf die wirtschaftlichen Ränke rund um die Fleischindustrie zu sprechen kommt. Tiermehrverfütterungen, die in Kannibalismus münden, skrupellose Exporte von infiziertem Fleisch, hochbedenkliche Schlachtpraktiken, grausiger Tierzucht-Alltag, Vertuschungskampagnen und bewusste Täuschung der Bevölkerung durch ihre Regierungen - das Bild wird zum Schreckensszenario. Die "verantwortlichen" Regierungsstellen der EU und ihrer Einzelstaaten kommen zwangsläufig nicht gut weg, Großbritannien präsentiert sich - auch historisch - geradezu als ein Musterbeispiel an Skrupellosigkeit. Ohne vegetarisches Lobbying betreiben zu wollen, einfach nur durch die nüchterne Aufzählung der Fakten erreicht Weissenbacher - ob er es nun will oder nicht - auf jeden Fall eines: unbeschwerter Fleischkonsum ist nach der Lektüre dieses Buchs nicht mehr möglich. Wofur BSE gar nicht "nötig" gewesen wäre: einige gerne verdrängte, im Buch jedoch wie beiläufig angeführte Tatsachen über den Alltag der Massentierhaltung verderben jedem den Appetit. Nochmals: dieses Buch ist nicht für bekennende Vegetarier geschrieben. Hier dürfen sich Fleischesser die Augen öffnen lassen, welches Risiko sie persönlich auf sich nehmen. ... und wir sehen uns wieder bei einem Soja-Schnitzel und Reismilch. (red)