Rom - Die Regierungsbeteiligung der postfaschistischen Nationalen Allianz (AN) Finis und der fremdenfeindlichen Lega Nord Bossis haben in der EU Sorgen ausgelöst. Sanktionen wie nach der Regierungsbeteiligung der FPÖ gegen Österreich sind aber kein Thema. Die parlamentarische Bestätigung der Regierung Berlusconi in Vertrauensabstimmungen wird in der kommenden Woche erwartet, wenn Berlusconi von einer NATO-Tagung in Brüssel und dem EU-Gipfel in Göteborg zurückgekehrt ist. Fini erhält zentrale Rolle Fini erhielt als stellvertretender Ministerpräsident eine zentrale Rolle im Kabinett. Bossi wurde Minister für Reformen und Dezentralisierung. Seine Lega Nord, die in der Listenwahl nicht die Vierprozenthürde überwand, stellt mit Roberto Castelli und Roberto Maroni die Justiz- und Arbeitsminister. An die Nationale Allianz gingen die Ressorts Umwelt, Landwirtschaft, Telekommunikation und Auslandsitaliener. Berlusconi berief zahlreiche Parteilose in sein Kabinett, darunter den ehemaligen WTO-Präsidenten Renato Ruggiero als Außenminister. Schlüsselministerien gab er an Vertraute aus seiner Partei, die bereits seiner ersten Regierung vor sieben Jahren angehörten: Giulio Tremonti übernahm das Wirtschafts- und Finanzressort, Antonio Martino wurde Verteidigungsminister. Berlusconi musste 1994 nach nur sieben Monaten zurücktreten, weil Bossi die Koalition verlassen hatte. Bei Vereidung gerührt Bei der Angelobung sprachen zuerst die Parteichefs Berlusconi, Bossi, Fini und der Vorsitzende der Christdemokratischen Union (CDU), Rocco Buttiglione, die Eidesformel. Dem neuen Außenminister Ruggiero passierte ein kleines Missgeschick: Nach dem er seinen Eid vom Blatt gelesen hatte, vergaß er, zu unterschreiben. Der AN-Veteran Mirko Tremaglia, neuer Minister für Auslandsitaliener, wurde nicht nur von Parteifreunden, sondern auch von seinen anderen Kabinettskollegen besonders herzlich begrüßt. Bei der Vereidigung wirkte er besonders gerührt. Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der als einer der schärfsten Kritiker rechtspopulistischer Parteien in Europa aufgetreten ist, hat Berlusconi anlässlich von dessen Amtsübernahme ein Glückwunschschreiben übersandt. Darin unterstrich Schröder die "freundschaftliche Verbundenheit unserer beiden Länder". Deutschland und Italien hätten durch ihre enge Zusammenarbeit "immer wieder wichtige Beiträge zur Entwicklung der Europäischen Union" leisten können. (APA/AP/ANSA/dpa)