Wien - Die ums Überleben ringende Buch- und Medienhandelskette Libro braucht von Banken und Lieferanten einen Forderungsverzicht von rund 60 Prozent, was der gesetzlichen Mindestquote bei einem gerichtlichen Ausgleich entspricht. Dieser Nachlass ist notwendig, unabhängig davon, ob die Handelskette von den Gläubigerbanken oder von einem neuen Eigentümer übernommen wird. Über den notwendigen Schuldennachlass wurde am vergangen Freitag sowohl mit den Gläubigerbanken als auch mit den Lieferanten verhandelt. Bei den Lieferanten, bei denen Libro neben Bankschulden von 2,3 Mrd. S mit 730 Mill. S in der Kreide steht, bestehe die Bereitschaft für einen "wesentlichen Nachlass", betonte Insolvenzexperte Johann Kosstal vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV). Die Gespräche mit den Lieferanten werden laufend weitergeführt, eine Entscheidung könnte noch diese Woche fallen. Außergerichtliches Verfahren am günstigsten Ein außergerichtliches Verfahren wäre jedenfalls für alle Gläubiger die günstigste Lösung. Bei einem Konkursszenario würde die Quote, so KSV-Experte Kosstal, lediglich 0 bis 13 Prozent betragen abhängig von den Schließungskosten. Die beiden bekannten Bietergruppen Stahrlinger mit dem ehemaligen Börsenguru Michael Lielacher und die Gruppe um die VCH wollen, wie berichtet, für eine Libro-Mehrheit von 51 bis zu 71 Prozent jeweils einen Schilling bezahlen. Beide Interessentengruppen stellen einen Besserungsschein in Aussicht. Laut Medienberichte wollen Lielacher und Partner von den Banken einen Nachlass von 66,67 Prozent, die VCH würde sich mit 60 Prozent begnügen. Der britische Eigenkapitalfonds Alchemy, der wiederholt im Zusammenhang mit der VCH-Gruppe um Libro-Aufsichtsrat Karl-Michel Lielacher genannt wurde hat heute Montag jedenfalls jede Kooperation mit einer der beiden Bieter-Konsortien dementiert. Banken und Lieferanten halten jedenfalls bis Ende Juni still. Bis dann müsste allerdings ein Investor gefunden sein, der kurzfristig zumindest 700 Mill. S in das Unternehmen einbringt. Für die Libro-Sanierung sind zwischen 700 Mill. S und 1,2 Mrd. S notwendig, heißt es. (APA)