Wien - "Einzelkinder kämpfen wahrhaftig allein durchs Leben", diese Tatsache kommt nicht von irgend wo. Medizinische Befunde haben nämlich jetzt ergeben, dass es durch die Geburt im Körper des Babys zu starken Spannungen kommen kann, die in seinem Skelett und in der Muskulatur oft lebenslang gespeichert bleiben. Früher hatten die meisten Kinder keine derartigen Probleme, da nach dem Erstgeborenen meist viele Geschwister nachkamen, für die der Geburtsskandal schon erweitert war. Die Osteopathie offeriert jetzt eine sanfte Möglichkeit, um diese Spannungen zu lösen und dem Säugling einen guten Start ins neue Leben zu ermöglichen. Dabei wird unmittelbar nach der Geburt, selbstverständlich nach einer sorgfältigen Absprache mit der Mutter, ganz sanft der Körper des Kindes nach Druckstellen abgetastet. "Man muss den kleinen Körper einladen, etwaige Spannungen zu überwinden und die ursprüngliche vollständige Bewegungsfreiheit zu entdecken", erläuterte Gudrun Wagner, Ostheopathin auf der Geburtsstation des Rudolfinerhauses. Die Aufmerksamkeit wird dabei auf die Kraft, Gesundheit und damit die Selbstheilungskräfte gerichet. Auch für Mütter wäre diese physiotherapeutische Methode ein willkommene Ablenkung von den Geburtsschmerzen. Zu den schmerzhaften Verschiebungen im Bewegungsapparat der Neugeborenen kommt es, wenn das Baby den Geburtskanal passiert. Besonders bei schwierigen und lange andauernden Geburten speichern sich diese Spannungen im zarten Körper des Säuglings und sind in vielen Fällen ein Leben lang für Atemprobleme, Trinkschwächen, Schlafstörungen oder gar Legasthenie. Sinnvoll sind ostheopatische Untersuchungen aber auch nach der Verwendung von Saugglocken, Mehrlingsschwangerschaften und diversen Komplikationen bei der Geburt. Auch die künstliche Einleitung der Geburt durch einen Kaiserschnitt keine Garantie ist, um den Spannungen vorzubeugen. Durch das Zusammendrücken des Brustkorbs bei einem gewöhnlichen Geburtsvorgang Flüssigkeit aus den Lungen gepresst, um dem neugeborenen Erdenbürger das Atmen zu erleichtern. Dieser Spannungs- und Entspannungseffekt ist auch beim Schädelknochen zu beobachten. "Dieser Ablauf wirkt anregend auf das Skelett und die Muskulatur, vermutlich auch auf das Nervensystem und das Gehirn", erklärte Bernhard Bartosch, Gynäkologe in Wien. Beim Kaiserschnitt entfalle dieser natürliche Vorgang, worauf auch die anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten der Babys rück zuführen sind. (APA)