Natur
Molterer macht mobil
Wien - "Auch wenn es viele Politiker noch nicht wahr haben wollen: Es ist ein unbestrittenes Faktum, dass der Klimawandel die
größte umweltpolitische Herausforderung unserer Zeit ist." - Mit diesen Worten leitete Landwirtschafts- und Umweltminister Wilhelm
Molterer eine Pressekonferenz zum Thema Klimaschutz ein. Der Grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang
Pirklhuber rief unterdessen den Minister dazu auf, konkrete Schritte zu einer Ökologisierung der Landwirtschaft einzuleiten.
Besonders die Land- und Forstwirtschaft sei von den Auswirkungen des Treibhauseffektes negativ betroffen, sagte Molterer: Hitzewellen,
Dürreperioden, Überschwemmungen und wachsender Schädlingsbefall sind nur einige der verheerenden Folgen der weltweiten
Erderwärmung. Dies bringe langfristig ungeahnte wirtschaftliche Einbußen mit sich, so Molterer. Die Arbeit an einer wirksamen
Klimaschutzstrategie sei daher unerlässlich.
Schlüsselpunkt dazu ist die Reduktion von Treibhausgasen, wie sie der Kyoto-Prozess vorsieht. Hier könne Österreich bereits Erfolge
vorweisen: Im Zeitraum von 1990 bis 1999 ist der Ausstoß von Methangas um elf Prozent zurückgegangen. Weitere konkrete Schritte seien
laut Molterer die Weiterentwicklung extensiver Produktionsformen und die energetische Nutzung der Biomasse. "Derzeit werden nur 17
Prozent der Haushalte mit Holz beheizt. Die rund 200.000 Waldbauern in Österreich können noch wesentlich mehr Biomasse zur
energetischen Nutzung zur Verfügung stellen als derzeit". Auch die heute beginnende Woche des Waldes 2001 stehe daher unter dem Motto
"Wood Power - Energie wächst. Im Wald."
Zahlen
"Es besteht kein Zweifel, dass wir im Klimawandel mitten drin sind", bestätigte Dr. Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie und
Physik der Universität für Bodenkultur in Wien die Aussagen Molterers. In den vergangenen 150 Jahren habe sich die weltweite
Oberflächentemperatur um 0,6 Grad erwärmt. Allein in Europa ist ein Anstieg von 0,8 Grad zu verzeichnen. Ein vorzeitiger Frühlingsbeginn
und ein länger andauernder Sommer sind die bereits merklichen Folgen. "Die Erderwärmung geht schneller voran als befürchtet, und zwar mit
stärkeren Veränderungen als befürchtet", so die Universitätsprofessorin. In Europa seien laut IPCC-Bericht vor allem die Primärsektoren in
ärmeren, südlichen Regionen betroffen.
"Wenn wir von Betroffenheit sprechen, müssen wir uns bewusst sein, dass Klimaveränderung von uns allen und vor allem von den
Industriestaaten verursacht wird", so Molterer. Da nütze es nicht, an irgendjemanden zu appellieren. Auch die versprochenen Maßnahmen aus
Brüssel blieben bisher meistens aus.
Mit dem Klimaschutzpreis der Österreichischen Hagelversicherung werden daher heuer erstmals herausragende wissenschaftliche und
journalistische Arbeiten zu den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels prämiert. "Als Spezialversicherung von Naturkatastrophen in
der Landwirtschaft wollen wir ein Zeichen setzen in Richtung Wissenschaft und Informationspolitik", so der Vorstandsdirektor der
Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger.
Reaktion
Eine erste Reaktion kam von den Grünen: Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber rief Molterer auf, endlich konkrete Schritte zu einer
Ökologisierung der Landwirtschaft einzuleiten und forderte mehr Anreize zur Umstellung auf biologische Landwirtschaft und die Umschichtung
vorhandener Mittel zu Gunsten des Biolandbaus.