Wien - Mit der hundertprozentigen Übernahme der Wiener Speditionsfirma Schier, Otten & Co kommen die ÖBB ihrem Ziel näher, die Nummer eins in der Speditionsbranche in Österreich zu werden.

"Das Unternehmen passt ausgezeichnet zu uns, das war ein guter Deal", sagte ÖBB-Generaldirektor Helmut Draxler in einer Pressekonferenz am Dienstag. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.

Vor seinem Abgang Ende Juli will Draxler eine weitere Akquisition im Speditionsbereich bekannt geben. In fünf Jahren soll sich der Umsatz der Speditionsholding auf mehr als sechs Mrd. S (436 Mio. EURO) verdoppeln. Durch Zukäufe könnten bis dahin zusätzlich drei Mrd. S Umsatz dazukommen. Draxler wird, wie berichtet, Anfang August vom Chef der Berliner Verkehrsbetriebe, Rüdiger vorm Walde, an der Spitze der ÖBB abgelöst. Der Chef der Speditionsholding, Gustav Poschalko, sieht keine Hinweise, dass sich an den Expansionsplänen der Bahn unter der neuen ÖBB-Führung etwas ändern werde. "Der Aufsichtsrat hat das gebilligt, die neue Führung steht dahinter", sagte Poschalko. In zwei bis drei Jahren kann sich der Holdingchef einen Börsegang des von ihm verantworteten Bereichs vorstellen. "Zuvor muss es uns aber gelingen, die verschiedenen Unternehmenskulturen unter dem Holdingdach miteinander zu kombinieren, um die volle Schlagkraft zu gewinnen", sagte Poschalko dem S TANDARD . Perspektiven Schier, Otten & Co hat im Vorjahr mit 324 Mitarbeitern rund 500 Mio. S umgesetzt und ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von knapp 13 Mio. S erzielt. Als Grund für den Verkauf nannte Erich Mihokovic, der bisherige Alleineigentümer der Spedition, Mangel an Geld für die weitere Expansion. Die ÖBB hätten unter einem halben Dutzend Interessenten die besten Perspektiven für die Zukunft des Unternehmens geboten. Schier, Otten & Co bleibt unter dem Dach der Speditionsholding als eigenständiges Unternehmen erhalten und wird weiter von Mihokovic geleitet. Die Spedition ist an 28 Standorten vertreten, davon mit 13 in Österreich. Vorteile versprechen sich die ÖBB auch durch die bestehende Partnerschaft von Schier mit der belgischen Gruppe APX, hinter der die belgische Bahn steht. Unter dem Dach der Holding wurde im Vorjahr ein knappes Dutzend bisher unabhängig voneinander agierender Unternehmen zusammengefasst. Dazu gehören 100-Prozent-Töchter wie die Speditionen Express und Interfracht genauso wie die auf Chemie- und Mineralöltransporte spezialisierte ChemFreight, eine ÖBB-Beteiligung. Auch den Stückgutbereich haben die ÖBB unter das Holdingdach gestellt. Alle Unternehmen würden Gewinn abwerfen, sagte Draxler. (stro/DER STANDARD, Printausgabe 13.6.2001)