Wien - Es sind regelrechte Umweltbomben, die inzwischen in den Schreibtisch-und sonstigen Laden fast jeden Haushalts lagern: Derzeit seien rund elf Millionen Handys in Österreich im Umlauf, berichtete Wiens Umweltanwältin Karin Büchl-Krammerstätter am Montag. Davon seien aber etwa vier Millionen Altgeräte, die nicht mehr in Gebrauch sind - und das sind 300 bis 400 Tonnen Müll. Die meisten dieser ausgedienten Geräte haben überdies einen für die Umwelt besonders gefährlichen Nickel-Cadmium-Akku. Im Restmüll hätten diese Geräte absolut nichts verloren - würden sie verbrannt, könnten immer noch Schadstoffe in die Umwelt gelangen, warnte Büchl-Krammerstätter. 2200 Tonnen Cadmium Die EU habe bereits ein Verbot der weit verbreiteten Nickel-Cadmium-Akkus ins Auge gefasst, weiß Peter Lechner von der Abteilung für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur. Immerhin würden "europaweit immer noch 340 Millionen Nickel-Cadmium-Akkus verkauft - das sind insgesamt 2200 Tonnen Cadmium", so Lechner. Und das, obwohl etwa in Japan Cadmium als Auslöser der Itai-Itai-Krankheit bekannt sei. In Österreich werden Akkus jedenfalls als "Problemstoffe" eingestuft - eine Entsorgung über den Restmüll ist verboten. Alt-Akkus sind beim "einschlägigen Handel", am besten bei den Verkaufsstellen abzugeben - aber nur den wenigsten Konsumenten sei dies bekannt. Lechner selbst wurde bei einem Großhändler erklärt, pro Monat werde rund ein Gerät zurückgegeben. Gerhard Vogel vom Institut für Technologie und Warenwirtschaftslehre der WU Wien fordert daher ein flächendeckendes Sammelsystem für Althandys. "Man muss die Konsumenten gängeln", so Vogel. "Irgendjemand sollte sich endlich einmal trauen, gegen die Batterie-Lobby ein Pfandsystem einzuführen." Prämie für Althandys Dies könne durchaus auch ein indirektes System sein: "Wenn man etwa beim Kauf eines neuen Handys 100 oder 200 Schilling für sein Altgerät bekäme, würde sicher kein einziges mehr weggeworfen", ist Vogel überzeugt. Erfolgreiche Sammel- und Recyclingsysteme gebe es in Norwegen, in der Schweiz und den Niederlanden. Auch wenn diese ohne Pfand auf Freiwilligkeit basieren und etwa in den Niederlanden per Entsorgungsbeitrag beim Gerätekauf vorfinanziert werden. Dass seitens der EU die geplante "Elektro- und Elektronikaltgeräte-Richtlinie" frühestens 2005 in Kraft treten kann, ist für Henriette Gupfinger vom Österreichischen Ökologie-Institut jedenfalls zu spät: "Bei einer durchschnittlichen Handy-Nutzungsdauer von rund einem Jahr hätte es fatale Folgen für die Umwelt, so lange zu warten." Sie fordert daher, dass "umgehend ein bundesweites Sammelsystem aufgebaut" wird. Ein kleiner Energiespar-Tipp in diesem Zusammenhang: Motorola hat in einer Studie herausgefunden, dass Handynutzer beim Aufladen ihrer Geräte rund 90 Prozent der Energie vergeuden - durch Ladegeräte, die permanent ans Stromnetz angeschlossen bleiben. (frei/DER STANDARD, Print, 12.6.2001)